image

Jérôme Cosandey von Avenir Suisse stellt in der Schweizer Versicherung Mai 2018 die mit der Erhöhung des Frauenrentenalters verbundenen Kompensationsforderungen in Frage und zeigt auf, dass sie im Kern mit einer patriarchalischen Vorstellung der Geschlechter und ihrer Rollen verbunden sind. Zur Verbindung der Altersfrage mit Lohnunterschieden hält Cosandey fest:

Oft werden Lohnunterschiede, die aus der Rollenteilung zwischen den Partnern resultieren, als Legitimation für verschiedene Rentenalter vorgebracht. Doch dank Betreuungsgutschriften und erheblichen Umverteilungen zu Gunsten der Frauen (Letztere zahlten 2016 33 Prozent der Lohnbeiträge und erhielten 56 Prozent der Leistungen) sind die effektiven monatlichen AHV-Renten beider Geschlechter beinahe identisch. Frauen erhalten im Durchschnitt sogar  30 Franken mehr im Monat als Männer.

Eine zusätzliche Kompensation in der AHV aufgrund unterschiedlicher Erwerbsbiografien ist sachlich nicht begründbar. Auch würde in einem Land mit gleichem Rentenalter für Mann und Frau niemand auf die Idee kommen, unterschiedliche Rollen in der Erziehungsarbeit erst beim Erreichen des Pensionierungsalters  kompensieren zu wollen. Es zeigt ja, dass dafür andere Massnahmen nötig sind.

  Artikel Cosandey / Avenir Suisse