Werner Enz beschäftigt sich in der NZZ mit dem engen Korsett, das den Versicherern im Geschäft mit Pensionskassen angelegt ist. Mit der Folge, dass sie trotz der Nachfrage neue Engagements nur zögerlich eingehen.

Allianz Suisse ist einer der sechs noch verbliebenen Lebensversicherer, der BVG-Vollversicherungen anbietet. 2017 verbuchte man Einmaleinlagen von 699 Mio. Fr., 1,9% weniger als 2016; die periodischen Prämienerträge lagen mit 666 Mio. Fr. fast auf dem Vorjahresstand. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Information, dass zwei Drittel der zufliessenden Gelder durch Kleinstfirmen mit 1 bis 3 Versicherten eingebracht wurden. Die Vollversicherung ist für Kleinstfirmen attraktiv, weil sie im Alltag ganz andere Sorgen haben und sich nicht noch zur Unzeit mit dem BVG-Geschäft herumschlagen möchten. (…)

Umso mehr muss beunruhigen, dass 2017 die BVG-Prämien-Einnahmen der Lebensversicherer um weitere 4,2% auf 22,4 Mrd. Fr. gesunken sind, nach einem Aderlass von 6,2% auf 23,3 Mrd. Fr. im Jahr zuvor. Für eine Volkswirtschaft wie die Schweiz, die in diesem Zeitraum leicht gewachsen ist und neue Stellen geschaffen hat, ruft das nach Erklärungen. Die schwache Profitabilität wegen der Zinsen, ein systemwidrige Umverteilungen erzwingender Rentenumwandlungssatz von 6,8% und die harten Auflagen des Schweizer Solvenztests (SST) sind massgebliche Gründe.

Peter Giger, bei der Finma für Versicherungen zuständig, hielt anlässlich einer Presseveranstaltung jüngst fest, der Ausstieg der Lebensversicherer aus dem BVG-Geschäft folge einem langfristigen Trend. Zurzeit lasteten annähernd 200 Mrd. Fr. auf deren Bilanzen. Darauf wurden zugunsten der Aktionäre Gewinne von 602 Mio. Fr. (2016) bzw. 638 Mio. Fr. (2015) erreicht. Die Eigenkapitalrendite bewegte sich nach den Worten Gigers in einem tiefen einstelligen Bereich.

Aus dem Bundesamt für Sozialversicherungen sind in der jetzigen Konstellation keine Vorschläge zur Förderung der BVG-Vollversicherung zu erwarten. Wer leistet den Sukkurs, den gerade KMU so nötig hätten? Verschwiegen wird gerne, dass Lebensversicherer auch wegen der harten SST-Auflagen zu einer defensiven Anlagestrategie gezwungen werden. Einige Sammelstiftungen, die dasselbe Geschäft betreiben, stemmen dagegen locker Aktienquoten von 50% und mehr, ohne über Eigenkapital zu verfügen. Das kann nach einem Aktiencrash teuer werden, umso mehr, als auch sie einen völlig übersetzten Umwandlungssatz von 6,8% im Obligatorium leisten müssen. Niemand kann behaupten, der Internationale Währungsfonds habe die Schweiz nicht auf diese Fehlkonstruktion im Vorsorgesparen aufmerksam gemacht.

  NZZ