Fabian Schäfer berichtet im Tages-Anzeiger über die Auseinandersetzung um die Senkung des Umwandlungssatzes. Ausgangspunkt ist das kürzlich bekannt gewordene Eingeständnis der Auffangeinrichtung, Mittel aus der Risikoversicherung zur Deckung der Pensionierungsverluste verwenden zu müssen.

Konkret heisst das: Ein Teil der monatlichen Lohnbeiträge, welche die noch nicht pensionierten Versicherten für das Risiko von Tod und Invalidität einzahlen, fliesst direkt zu den neuen Rentnern. Mit dem Geld wird deren Guthaben so weit aufgestockt, dass es reicht, um ihnen bis zum Tod die 6,8-Prozent-Rente auszuzahlen. Diese Umverteilung steht in Kontrast zum Prinzip der zweiten Säule, in der jeder selber für seine Altersrente spart.

Für Jüngere gibt es noch eine unerfreuliche Nebenwirkung: Wechseln sie die Vorsorgeeinrichtung, können sie nur das Sparguthaben mitnehmen. Ihre Risikobeiträge bleiben bei der alten Pensionskasse.

Der renommierte Pensionskassenexperte Olivier Deprez bezeichnet die Regelung der Auffangeinrichtung als «unschön, aber unausweichlich». Sie habe keine andere Wahl, als zu hohe Risikobeiträge zu verlangen, um die gesetzlichen Rentenversprechen einzulösen. «Natürlich bewirkt das eine systemfremde Umverteilung von Jung zu Alt, aber anders geht es momentan nicht.» Deshalb sei die Reduktion des Umwandlungssatzes denn auch so dringend. Laut Deprez setzen ebenfalls viele andere Pensionskassen Einnahmen aus den Risikobeiträgen ein, um die Renten zu finanzieren. «Nur stehen sie nicht so offen dazu wie die Auffangeinrichtung.»

Diese hat die fragliche Klausel 2013 beschlossen, ohne dass dies Wellen schlug. Die Vertreter der Arbeitnehmer wehrten sich nicht. Zu ihnen gehört Jorge Serra, Zentralsekretär der Gewerkschaft VPOD, der die Klausel auf Nachfrage verteidigt: «Das ist die beste Lösung, die mit dem zu hohen Mindestumwandlungssatz möglich ist.» Ohne diese «Behelfslösung» drohe der Auffangeinrichtung eine Unterdeckung und eine Sanierung, was für die Jüngeren noch gravierender sei. Sein Fazit: «Es bleibt eine Ungerechtigkeit, aber so wie wir das geregelt haben, ist sie wenigstens transparent.»

  Tages-Anzeiger