Stephan Wyss, PK-Experte Prevanto, hat in der Schweizer Personalvorsorge (Ausgabe September 2017) einen Kommentar zur aktuellen Diskussion über die Neufestlegung der Fachrichtlinie 4 veröffentlicht, in welchem er wie bereits früher in diesen Spalten die Kammer eindringlich vor der Festsetzung zentraler Renditevorgaben warnt. Wyss schreibt:

Die Oberaufsicht Berufliche Vorsorge (OAK BV) laboriert schon seit ihrer Gründung an einem politisch durchsetzbaren und allgemein akzeptierten Alternativkonzept herum, hat sich aber bisher mutlos gezeigt, selbst eine gescheite Weisung zu erlassen. Kritisieren ist eben einfacher als produzieren!

Was will nun die neue FRP 4, die am 24. November 2017 von der SKPE verabschiedet werden soll? Im Wesentlichen wird die Formel für die Obergrenze gestrichen. Damit wäre eine wichtige Voraussetzung für die OAK erfüllt, damit die FRP 4 allgemein verbindlich werden könnte. Ich frage mal provokativ: Ist sie denn das nicht schon längst? Mit der Streichung der Formel will aber die SKPE die Freiheiten bei der Festlegung der erwarteten Nettorenditen einschränken, indem die SKPE für ihre Mitglieder verbindliche Nettorisikoprämien pro Anlagekategorie publiziert. Zudem wird noch etwas genauer auf die sogenannte Marge beziehungsweise auf die Zu- und Abschläge eingegangen, ohne allerdings genau zu sein.

Das tönt doch vernünftig? Ist es aber nicht, weil erstens die SKPE definitiv nicht die Aufgabe hat, Renditen oder Risikoprämien zu schätzen, egal wie viel Rat sie vorher einholt. Und zweitens dürfen erwartete Renditen nicht zentral vorgegeben werden. Die FRP 4 soll ja dazu dienen, das Systemrisiko zu minimieren. Ein Fehler bei der zentralen Festlegung der Renditeerwartungen ist aber dann das grösste Systemrisiko, ausser es werden Bandbreiten dafür gegeben, die sehr weit und dadurch untauglich sind. Wir werden am 24. November 2017 sehen, ob es sich gelohnt hat, die Büchse der Pandora zu öffnen – ich bin skeptisch.

  Kommentar Wyss / Thema SRF4