bund«Nach den brutalen Verlusten an den Börsen sind viele Pensionskassen dort angelangt, wo sie im Krisenjahr 2008 waren», sagt Peter Bänziger, Anlagechef der Swisscanto-Gruppe. «Falls sich die Märkte nicht erholen, werden verschiedene Kassen Ende Jahr nicht um Sanierungsmassnahmen herumkommen.» Ins Lot gebracht werden können die Pensionskassen mit einer tieferen Verzinsung der Renten oder höheren Beiträgen der aktiven Arbeitnehmer, heisst es in “Bund” und Tages-Anzeiger.

Beispielhaft für die aktuelle Entwicklung steht die Pensionskasse SBB, die bereits in einer Sanierung steckt. Nach einer Rendite von knapp 4 Prozent im vergangenen Jahr beträgt das momentane Minus für 2011 gegen 5 Prozent – obwohl gegenüber dem Vergleichsindex eine Mehrrendite erwirtschaftet wurde. Der Deckungsgrad ist unter 90 Prozent gerutscht. «Diese Entwicklung ist besorgniserregend », sagt Roger M. Kunz, Leiter Vermögensverwaltung bei der Pensionskasse SBB. «Dennoch wäre es falsch, jetzt überzureagieren und die langfristig angelegte Strategie über Bord zu werfen.»

Die Pensionskassen nutzen die Börsenbaisse, um alte politische Forderungen wieder in die Diskussion zu bringen. Es brauche Korrekturmassnahmen, sagt Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbands ASIP. Nötig sei dies unabhängig davon, ob die aktuelle Entwicklung sich auch langfristig negativ auswirke. Der Umwandlungssatz sei zu hoch. Und auch der Mindestzinssatz müsse entpolitisiert werden.

Auch Swisscanto-Experte Bänziger hält eine erneute politische Diskussion über den Umwandlungssatz und den Mindestzins für nötig. «Die ökonomische Realität ist derzeit anders als das, was man politisch will.» Die auf «Rentenklau» sensibilisierten Linken und Gewerkschaften können solchen Forderungen nichts abgewinnen. Die Talfahrt an der Börse zeige einmal mehr, dass das ganze System unsicher sei, sagt Doris Bianchi vom Gewerkschaftsbund. «Für uns ist die Konsequenz klar: Es braucht eine stärkere erste Säule.» Bei Leuten mit tiefen und mittleren Einkommen steige die Angst vor Unterdeckung bei den Pensionskassen. «Wer 2500 Franken Rente erhält, bei dem wiegen Einbussen von 100 oder 200 Franken schwer.»

Schwierig ist die Situation aber auch für den AHV-Ausgleichsfonds. Nachdem er 2010 eine Rendite von 4,3 Prozent auf dem Gesamtvermögen von rund 26 Milliarden Franken erwirtschaftete, dürfte das Ergebnis in diesem Jahr deutlich tiefer ausfallen. Marco Netzer, Präsident des Ausgleichsfonds- Verwaltungsrats, rechnet bei gleichbleibender Entwicklung mit einer Null.

Als Sozialminister Didier Burkhalter im Mai ankündigte, die grossen Lücken würden sich bei der AHV erst 2020 statt wie bisher erwartet schon 2014 auftun, ging er von Renditen zwischen 2 und 4 Prozent auf dem AHV-Vermögen aus. Derzeit sieht’s an den Börsen anders aus, hält der Bund fest.

 Artikel Bund /  Tages-Anzeiger