Auch die NZZ beschäftigt sich – ein weiteres Mal – mit dem neuerdings hochpolitischen Thema des Kapitalbezugs bei Pensionierung. Die aktuelle VZ-Studie sieht als Hauptgrund für die wachsende Attraktivität des Kapitalbezugs den gesunkenen Umwandlungssatz.
Im Beitrag von Michael Ferber sehen diverse Exponenten der Branche noch andere Ursachen. Und an die Adresse der Finanzbranche hagelt es Vorwürfe. Während vielfach Einschränkungen empfohlen werden, möchte ASIP-Direktor die Entscheidungsfreiheit der Versicherten wahren.
MoreLukas Müller-Brunner, Direktor des Pensionskassenverbands Asip, weist indessen darauf hin, dass die Umwandlungssätze vor allem aufgrund der demografischen Alterung der Bevölkerung gesunken sind – die angesparten Vermögen in der Pensionskasse müssen folglich für eine immer längere Zeit reichen. Versicherte, die einen Kapitalbezug erwägen, sollten sich bewusst sein, dass auch ihre Lebenserwartung länger ausfallen könnte und dass das aus der Pensionskasse bezogene Geld dann für mehr Jahre reichen müsste.
Der Kapitalbezug hat weitere Risiken. «Zudem können sich Versicherte rasch überschätzen, wenn sie denken, sie könnten das Geld aus der beruflichen Vorsorge selber besser verwalten als die Pensionskasse», sagt Müller-Brunner. Als Beispiel nennt er einen Crash an den Börsen. Beziehe man als Pensionierter eine Rente aus der Pensionskasse, habe der Kurssturz darauf im Normalfall keine Auswirkungen. Verwalte man das Vermögen hingegen selbst, sehe es ganz anders aus.
Trotzdem gebe es Versicherte, für die der Kapitalbezug die richtige Option sei, sagt Müller-Brunner. Dies gelte beispielsweise für Personen, die bereits bei der Pensionierung wüssten, dass ihre Lebenserwartung geringer sein dürfte als beim Durchschnitt der Bevölkerung.
Für die meisten Personen dürfte es aber aus Sicht von Müller-Brunner ein gutes Geschäft sein, die Rente zu nehmen und folglich die Risiken bei der Vermögensanlage an die Pensionskasse zu delegieren – zumal die Vorsorgeeinrichtung bei der Anlage der Gelder deutlich bessere Konditionen erhalte als Privatpersonen. «Grundsätzlich fehlt es in der Schweiz an Fürsprechern für die Rente», sagt er. (…)