pw. Der Gewerkschaftsboss hat ein weiteres Interview zur BVG-Reform gegeben. Dieses Mal dem Blick. Seine Argumente bleiben sich gleich. Sie gehen von den plumpen Vorwürfen an die Adresse “Finanzindustrie” und reichen bis zu den unbelegten Daten über die Renteneinbussen. Arbeit für die “Fakten-Checker” des ASIP und der übrigen Befürworter der Reform. Auszüge:

Blick: Herr Maillard, haben Sie sich bei Ihrer Pensionskasse schon erkundigt, was die BVG-Reform für Sie bedeutet – wie das Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (60) empfiehlt?
Pierre-Yves Maillard: Ich bin ein Sonderfall, da ich meine Rente als alt Regierungsrat vom Kanton Waadt erhalten werde. Mich persönlich betrifft die Reform also nicht, für unzählige Menschen aber bedeutet sie eine Rentensenkung. Das ist inakzeptabel.

Viele Geringverdienende und Teilzeitarbeitende können sich doch eine bessere BVG-Rente aufbauen.
Zuerst muss ich Sie daran erinnern, woher diese Reform kommt: von der Finanzindustrie. Diese sagt uns seit Jahren, die Renten seien immer noch zu hoch. Das Kernstück dieser Reform ist deswegen eine Senkung des obligatorischen Umwandlungssatzes um 12 Prozent. Das sind tiefere Renten! Und jetzt behaupten die Befürworter, dass kaum jemand betroffen sei und Ärmere eine bessere Rente bekommen. Das ist Propaganda.

Fakt ist, dass bei niedrigen Einkommen mehr Lohn versichert wird und damit mehr gespart werden kann. Für Geringverdiener bedeutet das eine höhere BVG-Rente.
Das Perfide ist doch: Tieflöhner haben auf dem Papier eine höhere BVG-Rente – unter dem Strich bleibt vielen aber weniger Geld im Portemonnaie. Sie müssen bis zur Pensionierung mehr Geld in die Pensionskasse einzahlen und haben damit jeden Monat 100 oder 200 Franken weniger Nettolohn. Trotzdem bleiben viele im Alter auf Ergänzungsleistungen (EL) angewiesen, weil ihre BVG-Rente sowieso nicht zum Leben reicht. Unter dem Strich zahlen sie drauf.

[Wer wird benachteiligt?]
Der Mittelstand! Das belegen selbst die Zahlen des Bundes. Das BVG-Obligatorium gilt bis zu einem Monatslohn von rund 6800 Franken. Das sind nicht die Reichen. Das ist der typische Mittelstand – Handwerker, Bauarbeiter oder Pflegefachkräfte. Die grössten Verlierer sind jene mit einem Einkommen zwischen 70’000 und 90’000 Franken. Am stärksten trifft es die heute 50-Jährigen: Sie bekommen bis zu 270 Franken weniger Rente – jeden Monat. Das ist ein Rentenverlust bis zu 15 Prozent.

Das ist Schwarzmalerei. Die grosse Mehrheit ist in Kassen versichert, die schon heute bessere Leistungen bezahlen, als das Gesetz vorschreibt. Die Reform betrifft nur eine Minderheit.
Eben nicht. Das Obligatorium gilt für alle – auch für jene, die darüber hinaus versichert sind. Wird der Umwandlungssatz gesenkt, sinkt auch die garantierte Mindestrente. Das gibt den Versicherern mehr Spielraum für weitere Rentensenkungen. Vielleicht nicht heute, vielleicht aber morgen. In den letzten 15 Jahren sind die Lohnbeiträge für die Pensionskassen um 14 Prozent gestiegen, die Renten um 300 Franken pro Monat gesunken. Während dieser Periode haben die Pensionskassen 400 Milliarden mehr Kapital angehäuft und besitzen jetzt ungefähr 150 Milliarden Reserven.

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