Bei den Jungen hat sich die Zahl der Fälle in nur zehn Jahren verdoppelt. Doch der Vormarsch der psychischen Erkrankungen betrifft die gesamte Bevölkerung. Albert Steck schreibt in der NZZ dazu:
Früher waren Geburtsgebrechen der weitaus häufigste Grund, der bei den Jungen zu einer IV-Rente führte. Inzwischen liegt dieser Anteil nur noch bei einem Fünftel. Dagegen haben sieben von zehn Neurenten psychische Gründe. Doch psychische Erkrankungen sind bei allen Altersgruppen auf dem Vormarsch: Sorgten sie vor zehn Jahren noch für weniger als 6000 Neurenten, sind es inzwischen mehr als 10 000. Allein im letzten Jahr betrug die Zunahme 20 Prozent.
Andreas Heimer von der Firma PK Rück hat diese Entwicklung ziemlich präzise vorausgesagt. Das Unternehmen dokumentiert und begleitet Fälle von Arbeitsunfähigkeit in 10 000 Betrieben mit 250 000 Angestellten. Diese Daten ermöglichen ein Frühwarnsystem – lange bevor die Invalidenversicherung zum Zug kommt.
Seit 2019 beobachte er, dass die Krankschreibungen wegen Burnout und psychischer Gründe deutlich zunähmen. «Ebenso stellen wir fest, dass die Arbeitgeber und Versicherungen oftmals zu spät reagieren und zu wenig eng kooperieren. Solche Jobverluste liessen sich vielfach verhindern.»
Das führe zu hohen Kosten, so Heimer: Pro Fall müsse man durchschnittlich 250 000 Franken für die versicherten Leistungen einkalkulieren – hinzu kommt die IV-Rente des Staates. Je jünger die betroffene Person ist, desto teurer wird es. «Für das Integrations-Coaching planen wir mit einem Budget von 10 000 bis 15 000 Franken. Das ist ein Bruchteil der Kosten, die ein Arbeitsausfall verursacht.»
Auch die IV gibt immer mehr Geld für die Eingliederung aus. Im letzten Jahr waren es 2 Milliarden Franken, drei Viertel davon gingen an Personen unter 25. Der Gesamtaufwand erreichte im letzten Jahr gut 10 Milliarden, wobei die total 250 000 IV-Renten 5,6 Milliarden kosteten.