Erneut ist eine Pensionskasse als Partnerin aus dem Berner Immobilienprojekt «Vierfeld» abgesprungen. Nachdem sich letztes Jahr die Pensionskasse der Berner Kantonalbank zurückgezogen hat, macht nun auch die Personalvorsorgekasse der Stadt Bern (PVK) einen Rückzieher. Wahrscheinlicher Grund: der verlorene Glaube, eine angemessene Rendite erzielen zu können. Andres Marti schreibt im Bund:
Was ist los bei Berns grösstem Wohnbauprojekt auf dem Viererfeld? Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, ist erneut eine Pensionskasse als Partnerin abgesprungen. Nachdem sich letztes Jahr die Pensionskasse der Berner Kantonalbank zurückgezogen hat, macht nun auch die Personalvorsorgekasse der Stadt Bern (PVK) einen Rückzieher.
Der Rückzug basiert laut Mitteilung der Stadt «auf der Feststellung, dass die Realisierung eines Projekts auf dem Viererfeld nicht mehr im Einklang mit den Zielsetzungen der PVK steht». Insbesondere, weil sich die wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen seit Projektbeginn geändert hätten.
Offenbar glaubt man bei der Pensionskasse aller städtischen Angestellten nicht mehr, auf dem Viererfeld dereinst eine angemessene Rendite zu erzielen. Es ist eine Befürchtung, die hinter vorgehaltener Hand auch beim Rückzug der Kantonalbank-PK geäussert wurde.
Laut Detailkonzept plante die PVK auf ihrer Parzelle, beziehungsweise auf ihrem «Baustein», 73 Wohnungen mit marktorientierten Mietzinsen. Warum man sich gerade zum jetzigen Zeitpunkt, nach jahrelanger Vorarbeit und zwei gewonnenen Abstimmungen, zurückzieht, durfte dort aber niemand sagen: Die Stadt hat allen Investoren, offenbar selbst den ehemaligen, einen Maulkorb verpasst.
Auskunft erteilt hingegen der zuständige und abtretende Gemeinderat Michael Aebersold (SP). Pikant: Als Finanzdirektor amtiert Aebersold gleichzeitig als Präsident der städtischen Personalvorsorgekasse, die nun einen Rückzieher macht.
Wie die Gelder der städtischen Angestellten angelegt werden, entscheidet indes allein das Anlagekomitee, in dem Aebersold keinen Einsitz hat. Formell ist die PVK eine eigenständige Institution, losgelöst von der rot-grünen Regierungsmehrheit.
Nicht äussern wollte sich Aebersold zu den Renditeerwartungen der PVK bezüglich Viererfeld. Als Hauptgrund für den Rückzieher nennt er stattdessen geänderte Prioritäten beim Immobilienportfolio: Bei der PVK wolle man sich künftig vermehrt auf die Sanierung der bestehenden Immobilien konzentrieren. (…)
Unter den Investoren viel zu besprechen geben dürfte auch das Mobilitätskonzept, insbesondere wegen der Vorgabe, pro Haushalt nur 0,2 Parkplätze zu erstellen. Mit Verzögerung ist laut Aebersold dennoch nicht zu rechnen. Der Gemeinderat hat die frei werdende Parzelle der Pensionskasse der Technischen Verbände (PTV) angeboten. Es ist die gleiche Pensionskasse, die bereits beim Rückzug der Kantonalbank-PK eingesprungen ist.
Offenbar ist man bei der PTV fest davon überzeugt, auf dem Viererfeld dereinst eine angemessene Rendite zu erzielen. Falls der Stadtrat sein Okay gibt, wird die PTV auch diese Parzelle übernehmen.
Läuft alles nach Plan, sollen 2026 die ersten Bagger auffahren. 2029 sollen dann die ersten Wohnungen bezogen werden können.
Bund