imagepw. Finews verfügt laut einem Artikel von stv. Chefredaitor Samuel Gerber exklusiv über Daten, die anscheinend gröbere Probleme der Pensionskassen im Immobilienbereich anzeigen. So arg dürfte es allerdings nicht sein. Dass jede dritte Kasse über mehr Immobilienanlagen verfügte als gemäss BVV2 zulässig, ist denkbar. Allerdings ist letztes Jahr die Quote wegen der Einbussen bei Wertschriften hochgeschnellt. Zudem werden diesbezügliche Ueberschreitungen mit einer Begründung toleriert, und das seit Jahren. Ein Verkaufsdruck für die Kassen entsteht daraus nicht. Bandbreitenüberschreitungen sind courant normal bei PK-Anlagen, wie bspw. die Swisscanto-Erhebung zeigt. Zudem sind entgegen den Erwartungen die Immopreise trotz Zinswende weitgehend stabil geblieben. Zumindest ihre Direktanlagen werden die Kassen derzeit ohne Not nicht anrühren. Gerber schreibt:

Heinz Rothacher, CEO der bekannten St.Galler Pensionskassenberatung-Firma Complementa, sagt nun zu finews.ch, dass die Quotenverletzungen Ende 2022 noch umfangreicher ausgefallen sind als befürchtet. «Über ein Drittel der Pensionskassen hat eine Immobilien-Quote von über 30 Prozent ausgewiesen», sagt der Marktkenner (siehe Grafik unten). Und er hält fest: «Es gibt ein paar Pensionskassen, die aufgrund des Anstiegs der Quoten eine Bandbreiten-Verletzung hatten.»

Tatsächlich erlaubt die BVV2-Verordnung gewisse Bandbreiten bei den Portfolioanteilen, nach denen die Vorsorgewerke ihr Anlagestrategie gestalten können. Doch auch dieser Spielraum hat Grenzen. Wenn der Rand der Bänder touchiert wird, gibt es deshalb zwei Taktiken: Aussitzen oder korrigieren.

Die Vorsorgewerke haben sich in einem ersten Schritt offenbar für das Erstere entschieden. «Da es sich um eine passive Verletzung der Bandbreiten handelt, wurden diese toleriert und beschlossen, die bestehende Quote beizubehalten», berichtet Rothacher. Das Gleiche gelte für Verletzungen der BVV2-Limite von 30 Prozent.

Complementa hat gut 150 Entscheidungsträgerinnen und -trägern der beruflichen Vorsorge speziell zur Problematik befragt; der CEO weiss deshalb ziemlich genau, in welche Richtung die Branche läuft. Per Ende 2022 lag der Immobilienquote im Schnitt bei 24,1 Prozent, 3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.