Obwohl ihre Ausbildung die Allgemeinheit viel Geld gekostet hat, arbeiten Akademiker oft nur Teilzeit. Bildungsökonom Stefan Wolter fordert für sie einen Mindestbeschäftigungsgrad oder dann eine Rückzahlungspflicht. Fabienne Riklin schreibt dazu in der SonntagsZeitung:
Ist die angestrebte Work-Life- Balance aus in dividueller Sicht durchaus nachvollziehbar, führt sie jedoch zu verschiedensten Problemen: Der Fachkräftemangel verstärkt sich, der Migrationsdruck steigt, es fehlen nicht nur Steuern, sondern auch Geld in der AHV. Berechnungen zeigen, dass ein Arzt, der nach der Ausbildung bis zur Pension voll arbeitet, etwa 500’000 Franken in die AHV einzahlt, die er selbst gar nie beziehen wird, sondern anderen zugutekommt. Dieses Geld wird künftig fehlen.
Genau hier ist die Krux: Die Tätigkeit reduziert haben in den vergangenen Jahren vor allem jene, die viel verdienen, und zu denen gehören mehrheitlich Gutgebildete. «Anders als die Kassiererin können sie es sich schlicht leisten», sagt Wolter.Wer einen hohen Lohn habe, könne einfacher 60, 70 oder 80 Prozent arbeiten. Auch deshalb, weil man dadurch der Steuerprogression entkomme und am Ende des Monats nicht viel weniger bleibe wie bei einer 100-Prozent-Anstellung. «Insbesondere für Verheiratete besteht wegen der fehlenden Individualbesteuerung also ein Anreiz, dass mindestens ein Ehepartner sehr wenig arbeitet.»
Wolter sieht durch diese Entwicklung die in der Schweiz hochgehaltene Solidarität in Gefahr.«Hält der Teilzeittrend bei den Gutgebildeten an, ist die Bildung aus gesellschaftlicher Sicht keine lohnenswerte Investition mehr.» Arbeiten die tertiär Ausgebildeten, also jene, die eine Pädagogische Hochschule, Fachhochschule oder eine Universität abgeschlossen haben, nur in kleinen Pensen, decken ihre Steuern ihre Studienkosten nicht mehr.