Der Tages-Anzeiger hat zum Bericht der Eidg. Finanzkontrolle über die Verwaltungskosten der Vorsorgeeinrichtungen diverse Stimmen eingeholt.

Roger Baumann von der Beratungsfirma C-Alm hält den Kostenanteil für die Vermögensverwaltung von 0,46 Prozent für angemessen. Er illustriert dies mit einem Vergleich zwischen einer Privatperson und einer Pensionskasse, die beide ein gleich zusammengesetztes Wertschriftenportfolio aus Aktien und Obligationen halten. Private müssten mit Verwaltungskosten von 1 Prozent rechnen. Die Pensionskassen bezahlten dafür bei den Banken rund fünfmal weniger.

Dass die Vermögensverwaltung der Pensionskassen dennoch fast ein halbes Prozent ausmacht, liegt laut Baumann vor allem an den Verwaltungskosten für Immobilien und andere illiquide Anlagen. Diese Kosten seien deutlich höher als bei Wertschriftenanlagen. Grosse Pensionskassen haben laut Baumann im Durchschnitt 25 Prozent ihres Vermögens in Immobilien angelegt.

Zu einem anderen Schluss kommt der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Bei der Vermögensverwaltung der Pensionskassen gebe es viel Leerlauf, sagt SGB-Sprecher und Pensionskassenkenner Urban Hodel. «Wenn sich die Pensionskassen an den kosteneffizienten Vorsorgeeinrichtungen orientieren, kommen wir auf ein Einsparpotenzial von 2 Milliarden.» Bliebe dieses Geld bei den Versicherten, wäre laut Hodel die monatliche Rente um 100 bis 200 Franken höher.

Simon Tellenbach vom VZ Vermögenszentrum hält die Vermögensverwaltung der Pensionskassen hingegen für effizient. Falls die Gewerkschaften von einem Kostenanteil von rund 0,2 Prozent ausgingen, könnten die Pensionskassen fast nur in Wertschriften wie Aktien und Obligationen investieren. Bei den Pensionskassen sei jedoch eine breite Diversifizierung sinnvoll, wozu auch Investitionen in Immobilien gehörten. Die Immobilienanlagen haben laut Tellenbach in den letzten Jahren zur Diversifizierung beigetragen und konstante Renditen geliefert.

Auch Vergleiche mit der Vermögensverwaltung des AHV-Fonds seien zu relativieren. Die Anstalt Compenswiss, die die Fonds von AHV, IV und EO verwaltet, weist bei rund 40 Milliarden verwalteten Vermögen einen Kostenanteil von knapp 0,2 Prozent aus. Laut Tellenbach ist dieser tiefe Anteil unter anderem möglich, weil Compenswiss deutlich weniger in Immobilien oder alternative Anlagen investiert.

Neben der Vermögensverwaltung stehen bei den Pensionskassen auch die allgemeinen Verwaltungskosten im Fokus. Diese Administrationskosten fallen etwa für die Kontoführung oder für die Rentenauszahlungen an. Diese beliefen sich 2020 auf 1,7 Milliarden Franken oder im Mittel auf 430 Franken pro Versicherten.

Diese Kosten seien viel zu hoch, sagt Hodel. In der beruflichen Vorsorge gebe es viele Anreize, immer höhere Kosten zulasten der Versicherten zu verrechnen. Es sei eine zunehmende «Selbstbedienungsmentalität» der Pensionskassen festzustellen. Das Parlament blockiere alle Bemühungen, hier die Interessen der Versicherten zu verteidigen. «Die Pensionskassen haben heute keinerlei Anreiz, die Verwaltungskosten zu senken», sagt Hodel.

  Bericht TA