19.4.22 – Zu Jahresbeginn sah alles noch verheissungsvoll aus. Die Pandemie ging ihrem (zumindest vorläufigen) Ende entgegen, die Wirtschaft erholte sich von den behördlichen Massnahmen, Optimismus machte sich breit. Der Optimismus ist weg. Die Inflation meldet sich zurück. In den USA und im Euro-Raum bereits sehr schmerzhaft. Und nach über einem Jahrzehnt schrankenloser Geldpolitik scheinen die Zentralbanken am Ende ihres Lateins. Die Inflation schlägt auf die Zinsen durch. Die Realzinsen fallen in den Negativbereich. Sparer – die schon lange zu kurzkommen – und Rentner bezahlen die Zeche.

Wir haben in den letzten Jahren über die Verhältnisse gelebt. Wo immer ein Problem auftauchte, Crash oder Corona, wurde es mit Milliardenbeträgen zugeschüttet. Geld schien keine Rolle zu spielen. Gemäss der New Economy-Theorie kann sich der Staat beliebig verschulden. Die Theorie hat noch immer ihre Anhänger. Kein Wunder. Sparen ist mühsam. Sparen ist out. Dazu passt die Idee einer «radikal verkürzten Arbeitszeit» bei gleichem Lohn. Angeblich der «Königinnenweg» zur Beseitigung der Benachteiligung der Frauen. Man fragt sich, wovon die träumen, wenn sie schlafen.

Die neue Lage hat Auswirkungen auf die Pensionskassen. Steigende Zinsen führen zu Kursverlusten auf den Obligationen. Sie finden aber hauptsächlich auf dem Papier statt und sind Folge der vorgeschriebenen Marktwert-Verbuchung. Der Höhenflug der Aktien dürfte vorerst vorbei sein. Vielleicht auch für länger. Hoffentlich bleiben wir von einem Einbruch verschont. Immobilien werfen weiterhin ihre Renditen ab. Insgesamt steht die 2. Säule auf festem Fundament. Dank dem laufenden Sparprozess und einer vorausschauenden, von Vorsicht geprägten Geschäftspolitik. Die macht man ihnen gerne zum Vorwurf. Das gehört wohl auch zum Zeitgeist, der noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen ist.

Peter Wirth, E-Mail