Im Tages Anzeiger melden sich kritische Stimmen zu der von der SGK-N eingereichten Motion für Erleichterungen beim Wohneigentumserwerb mit Mitteln der beruflichen Altersvorsorge. Im TA heisst es:

Wer zu wenig Eigenkapital hat, kann beim Kauf von Wohneigentum auf seine Pensionskasse zurückgreifen. Allerdings ist der Zugriff begrenzt. Vom obligatorischen Teil des Pensionskassenkapitals darf seit 2013 nur noch maximal die Hälfte der für den Haus- oder Wohnungskauf nötigen Eigenmittel bezogen werden. Nun will der Nationalrat diese Limite aufheben. Damit soll der Erwerb von Wohneigentum für den Mittelstand wieder erschwinglich werden. Weiterhin verboten bleibt der Bezug von Pensionskassengeld, das ab dem Alter 50 eingezahlt wird.

Experten warnen allerdings, dass die Lockerung des Kapitalbezugs kontraproduktiv ist. «Ich bezweifle, dass das dem Mittelstand nützt», sagt Roger Baumann vom Beratungsunternehmen C-Alm. Denn wer Geld aus der Pensionskasse nehme und dies nicht zurückzahle, habe später eine tiefere Rente und vielleicht zu wenig Geld für die Hypothek oder zum Leben. «Meiner Meinung nach sollte deshalb das gesetzliche Minimalkapital eigentlich gar nicht bezogen werden können, weder zum Eigenheimerwerb noch im Alter anstelle einer Rente.» 

Zudem dürfte der verstärkte Kapitalbezug die Absicherung der Frauen in der zweiten Säule noch mehr schwächen, warnt Baumann. Denn Ehepaare griffen häufig auf das Pensionskassenvermögen der Frau zurück, weil diese wegen Teilzeitarbeit ohnehin die geringere Rente in Aussicht habe. Tendenziell würde damit der Vorsorgeschutz der Frauen noch schlechter, als er ohnehin schon sei. Auch werde die Frau bei der Altersvorsorge noch stärker vom Ehepartner abhängig. Dabei wolle das Parlament bei der laufenden Reform der Beruflichen Vorsorge (BVG) gerade die Absicherung der Frau verbessern. (…)

Karl Flubacher (VZ) glaubt nicht, dass die vom Nationalrat beschlossene Lockerung es dem Mittelstand leichter macht, ein Eigenheim zu erwerben. Kurzfristig werde die Nachfrage auf dem ohnehin überhitzten Markt weiter erhöht, und damit stiegen die Preise noch stärker. Dadurch werde es für den Mittelstand noch schwieriger, ein Haus oder eine Wohnung zu erwerben.

Interesse daran, dass mehr Pensionskassengelder eingesetzt werden könnten, hätten die Banken, die mit Hypotheken Geld verdienten, sagt Flubacher. Allerdings könnten die Banken später, wenn der Kunde über eine zu kleine Altersrente verfügt, allenfalls die Hypothek kündigen. Denn das Renteneinkommen könnte zu niedrig sein, um die Tragbarkeitsvoraussetzungen der Banken zu erfüllen. (…)

Gegen die Lockerung war neben SP und Grünen auch die Mitte. Nationalrätin Ruth Humbel (Mitte, AG) hält den erleichterten Pensionskassenzugriff für Wohneigentum für einen Fehler. «Im Parlament sind wir dabei, die Berufliche Vorsorge zu stabilisieren. Und der Nationalrat erhöht nun das Risiko, dass die Versicherten Rentenkapital wegen eines Hauskaufs verlieren.»

  TA  / Motion im NR / Vorgaben der Finma 2012