Der Schweizer Monat greift ein kaum bis gar nicht registrierter Umverteilungseffekt von Arbeitern zu Geisteswissenschaftlern auf. Grund dafür ist die ebenso wenig bekannt Tatsache, dass die Schöngeister sich nach dem Studium mit einem kümmerlichen Lohn von durchschnittlich 3750 Franken nach Studienabschluss zufrieden geben müssen, so sie denn eine Stelle finden. In der Pflege gibt es immerhin 4100 Franken und Mechaniker können auf über 5000 Franken bei Stellenantritt rechnen.

Wenn Philosophen, Soziologinnen oder Kunsthistoriker ein tieferes Einkommen als Anwälte, Ärzte oder Ingenieure auf­weisen, kräht kein Hahn danach. Wenn sie aber weniger als Pflegehilfen, Elektromonteure oder KV-Angestellte verdienen und entsprechend weniger Steuern bezahlen und zudem Subventionen für Krankenkassenprämien oder Krippenplätze ihrer Kinder beziehen, dann findet eine Umverteilung von Arbeitern zu Akademikern statt. (…)

Die Umverteilung von der Arbeiterklasse zu Geisteswissenschaftern ist auch daher stossend, da die Anzahl der Geistes­wissenschafter in der Schweiz massiv zunimmt. Von 1980 bis 2012 stieg die Zahl der Absolventen der Geistes- und Sozialwissenschaften (wobei Psychologen mitgerechnet werden) in der Schweiz um 190 Prozent an und spülte Tausende Historikerinnen, Ethnologen und Soziologen auf den Arbeitsmarkt.

Heute machen die Geistes- und Sozialwissenschaften weiterhin einen Drittel ­aller Studierenden aus, trotz sinkendem Einkommen und übersättigtem Arbeitsmarkt. Leisten all diese Tausenden Geisteswissenschafter einen nicht durch Geld zu beziffernden Beitrag an die Gesellschaft, der die Quersubventionierung durch Pflegefachfrauen, Elektromonteure und KV-Angestellte legitimieren würde? Genau solche Fragen fallen eigentlich in den Kompetenzbereich der Geisteswissenschafter.

 Monat