Claudia Wirz schreibt auf der Website des Nebelspalters:

Wenn es den Leuten vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) um das Wohl der Frauen im Land ginge, müsste man sie jauchzen hören. Eine neue Studie zeigt nämlich, dass der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern viel kleiner ist als angenommen. Es ist nicht die erste Untersuchung, die zu einer solchen Einschätzung kommt.

Diese Erkenntnis ist deswegen besonders brisant, weil viele politische Massnahmen wie etwa die «Lohnpolizei» gemäss Gleichstellungsgesetz oder der Widerstand gegen ein höheres Frauenrentenalter mit dem Lohnunterschied begründet werden.

Die beiden Ökonomen Anthony Strittmatter (Institut Polytechnique de Paris) und Conny Wunsch (Universität Basel) legen in ihrer Analyse anhand der Lohnstrukturerhebung von 2016 dar, dass die vermeintliche Lohnlücke zwischen Männern und Frauen systematisch überschätzt wird. (…)

Übers Ganze gesehen diagnostiziert die Standardmethode für den Privatsektor einen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen von 18,6 Prozent. Davon sind 59 Prozent objektiv erklärbar, bleibt also noch ein Lohngefälle von 7,7 Prozent zuungunsten der Frauen.

Doch diese Zahl ist laut Strittmatter und Wunsch wenig aussagekräftig. Verwendet man nur leicht weniger restriktive Annahmen, schnurrt dieser Unterschied nochmals deutlich zusammen. Je nach Methode schrumpft die verbliebene Lücke der Standardanalyse um bis zu 19 Prozent.

Beim Eidgenössischen Gleichstellungsbüro herrscht über diese Erkenntnis kein Jubel, obwohl sie eigentlich eine gute Nachricht darstellt. Die Studie von Strittmatter und Wunsch sucht man auf den Seiten des EBG vergebens. Dafür findet man eine ausladende Lohngleichheits-Plattform und eine Anleitung, wie man Lohngleichheit juristisch einfordern kann. Es sei nicht die Aufgabe des EBG, meint Sprecherin Sina Liechti, über alternative statistische Messmethoden zu berichten.

  Nebelspalter /   Studie Strittmatter.Wunsch