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Der Tages-Anzeiger hat einen sehr ausführlichen Bericht über das Schicksal einer Immobilie an der Zürcher Weststrasse publiziert, welche nach dem Tod der Besitzerin über zwei gemeinnützige Stiftungen von einer Anlagestiftung erworben wurde. Das Mehrfamilienhaus (ohne Zentralheizung) ging für rund 9 Mio. Franken an die Fundamenta in Zug, welche es nun renoviert. Den bisherigen Mietern wurde gekündigt. Die bisher relativ günstigen Mieten (ca. 2000 Fr. für eine 4 Zimmer-Wohnung) dürften sich nach Einschätzung des TA beinahe verdoppeln. Zum Vorgehen der Fundamenta schreibt die Zeitung:

Die Anlagestiftung aus Zug verfolgt ein einfaches Geschäftsmodell: das Absichern von Pensionskassenbeiträgen in Boden und Beton. Bereits 79 Pensionskassen haben Geld gegeben, bei der zweiten «Kapitalerhöhung» im Juni kamen Zusagen für 109 Millionen Franken. Seit der Gründung vor rund eineinhalb Jahren hat die Fundamenta Group Investment Foundation ein Grundstück und zehn Häuser erworben. Zwei davon liegen in Zürich, beide in Wiedikon. Als Ziel gilt eine Rendite von 3 bis 4,5 Prozent.

Die künftigen Mieter der Weststrasse 145 werden also die Renten vieler Schweizerinnen mitfinanzieren.

Das Geschäft mit Immobilien sei komplex, sagt Geschäftsführer Daniel Kuster. «Aufgrund dieser Anforderungen macht es für viele Vorsorgeeinrichtungen Sinn, einen Teil ihrer Gelder in indirekte Immobilienanlagen zu investieren.» Dies sorge auch für eine bessere Verteilung des Risikos.

Gerade hat die Foundation ihren Jahresbericht veröffentlicht. Darin ist die Weststrasse 145 mit einem Wert von 9,415 Millionen Franken aufgeführt. Das macht 1,3 Millionen Franken mehr, als für das Haus ausgeschrieben war. Dieser Preis muss nicht dem Verkaufswert entsprechen, liegt laut Experten aber wohl nahe daran. (…)

Durch das Geld der Grossanleger verschieben sich die Besitzverhältnisse. Der Anteil der Stadtzürcher Wohnungen, die Privaten wie Frau Aubach gehören, schrumpft. Zwischen 2010 und 2019 ist er von 41 Prozent auf 34 zurückgegangen (ohne Stockwerkeigentum). In der gleichen Zeit haben die grossen Immobiliengesellschaften um 6 Prozent zugelegt auf 31.

Dass Hilfswerke ihnen vermachte Häuser teuer weiterverkaufen, sorgt in Zürich immer wieder für Kritik. Oft bleibt ihnen aber nicht viel anderes übrig. (…)

Ende Juli erhielten die Mieter der Weststrasse 145 die Kündigung. Bis zum 1. Oktober 2021 müssen sie etwas Neues gefunden haben, was einer grosszügigen Frist entspricht. Noch hätten sie nicht zu suchen begonnen, sagt Flavien Gousset. Um die eigene Zukunft mache er sich weniger Sorgen. Ihn beunruhige die rasche Verteuerung des Wohnraums mit Blick auf ärmere Familien oder Studierende. «Das zieht der Gesellschaft den Boden unter den Füssen weg.»

  Tages-Anzeiger / Fundamenta