imageSwisscanto hat die Pensionskassen-Studie 2020 publiziert. Sie enthält eine Fülle von Daten zu Kapitalanlagen, den technischen Parametern, Kosten und Leistungen. Aus Anlass des 20jährigen Bestehens gibt die Studie auch einen Überblick über die Entwicklung der wichtigsten Fragen und Themen seit der ersten Ausgabe. Die Studie deckt rund 80 Prozent des Vermögens und 70 Prozent der Versicherten in der 2. Säule ab. Die Mitteilung der Swisscanto zur Studie fasst einige der wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Die Swisscanto Pensionskassenstudie wurde in diesem Jahr zum 20. Mal durchgeführt. Die aktuellen Resultate der Jubiläumsausgabe zeigen, dass die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen sicher aufgestellt sind. Sie haben auf den demografischen Wandel und das anhaltende Negativzinsumfeld reagiert und die Umwandlungssätze gesenkt. Die aktiv Versicherten und Neupensionierten dagegen müssen seit über zehn Jahren ein sinkendes Leistungsniveau in Kauf nehmen.

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Damit steht das Vorsorgesystem der 2. Säule vor grossen, strukturellen Herausforderungen. Um langfristig das Leistungsziel zu erhalten, sind Reformen dringend und unumgänglich. Es braucht zusätzliche Beiträge, um das sinkende Leistungsniveau zu kompensieren. Der Weg führt über höhere Renditen an den Kapitalmärkten und weitere Massnahmen zur Erhöhung der individuellen Altersguthaben.

Im Jahr 2019 verzeichneten die Vorsorgeeinrichtungen ein hervorragendes Anlagejahr, die durchschnittliche Rendite lag bei 10,85%. Auffallend sind aber die enormen Performanceunterschiede. Die Spannbreite der erzielten Renditen reicht von 3,0% bis 19,3%. Diese grossen Renditeunterschiede dürften in den unterschiedlichen Anlagestrategien der Pensionskassen begründet liegen.

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Die performancestärksten zehn Prozent der Pensionskassen haben in den letzten fünf Jahren eine jährliche Rendite von 5,4% erzielt. Der Unterschied gegenüber dem Durchschnitt aller Kassen (mit 4,0%) mit mehr als einem Prozent war erheblich. Betrachtet man die Anlagestrategie dieser Überflieger, stechen der hohe Aktienanteil und die tiefe Obligationenquote heraus.

Die performanceschwächsten zehn Prozent der Pensionskassen hielten Ende 2019 noch immer stattliche 39% an unrentablen Obligationenanlagen, obwohl ihr gutes Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentnern höhere Risiken und damit bessere Ertragschancen zulassen würde. Sie erzielten über einen Zeitraum von fünf Jahren durchschnittlich 2,6% Rendite. Das entspricht substanziellen 2,8% p.a. oder kumuliert über 14% weniger Rendite als diejenigen Kassen an der Spitze der Rangliste generiert haben.

Betrachtet man die Quelle der Sparbeiträge der zweiten Säule genauer, zeigt sich Erstaunliches: Im Jahr 2019 lieferte der sogenannte dritte Beitragszahler 66% der Beiträge an das Vorsorgevermögen. Die Erträge der Kapitalmärkte waren im vergangenen Jahr damit knapp doppelt so hoch wie die einbezahlten Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammen.

Auch im Langfristvergleich über zehn Jahre dominierte der Performancebeitrag der Kapitalmärkte mit nahezu 40% über die beiden anderen Finanzierungsquellen. Demgegenüber stammten lediglich 37% der Sparbeiträge von den Arbeitgebern und 26% von den Arbeitnehmenden. Der Kapitalmarkt hat höchste Relevanz für die berufliche Vorsorge. Er sollte bei Reformvorschlägen viel stärker in die Lösungsentwicklung miteinbezogen werden.

Iwan Deplazes, Leiter Asset Management, Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank: «Bereits mit einer jährlichen Zusatzrendite auf dem angesparten Vorsorgekapital von 0,6% könnte beispielsweise die Erhöhung des Rentenalters kompensiert werden. Auf einem schweizweit geschätzten Gesamtvorsorgevermögen von knapp 1’000 Mia. Franken bedeutet 0,6% Mehrrendite einen absoluten Mehrertrag von 6 Mia. Franken. Dass bei optimaler Ausschöpfung der Risikofähigkeit bessere Renditen erzielt werden können, bestätigen die performancestärksten Pensionskassen auf eindrückliche Weise.»

In den letzten zehn Jahren ist das Leistungsziel aus der ersten und zweiten Säule für einen AHV-Lohn von 80’000 Franken von 80% auf 69%, d.h. von einer Jahresrente von 64’000 Franken auf 55’200 Franken, gesunken. Dies ist der kontinuierlichen Senkung der Umwandlungssätze geschuldet. Um den Sinkflug der Renten zu stoppen, haben die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen Massnahmen zum Erhalt des Leistungsniveaus getroffen.

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Die Mehrheit der befragten Kassen (55%) hat in den letzten drei Jahren die reglementarischen Sparbeiträge der Arbeitnehmer und -geber erhöht, praktisch alle Einrichtungen sehen dies in den nächsten drei Jahren vor. Ein Viertel der Kassen hat das Eintrittsalter für Beiträge in die zweite Säule gesenkt oder wird es senken. Der Übergangsgeneration der Babyboomer werden vielerorts zusätzliche Abfederungsmassnahmen gewährt, 60% der Vorsorgeeinrichtungen erhöht die Sparkapitalien der Neurentner aus Rückstellungen.

  PK-Studie / NZZ / IPE