Michael Ferber schreibt in der NZZ über die Auswirkungen des Corona-Crashs auf die Finanzierungssituation der Pensionskassen, die Zinsentwicklung und mögliche Entwicklungen bei 1e-Plänen.

Die Entwicklung beeinträchtigt auch die Deckungsgrade der Pensionskassen bereits erheblich. Diese Kennzahl zeigt auf, wie gut eine Einrichtung finanziert ist. Laut dem Beratungsunternehmen Mercer lag der durchschnittliche (technische) Deckungsgrad der Schweizer Pensionskassen Ende 2019 bei rund 115% bis 120%. Nach dem Corona-Schock dürfte der Grossteil der Pensionskassen nun noch einen Deckungsgrad von knapp über 100% ausweisen.

Die erfreulichen Erträge der Pensionskassen aus 2019 von zwischen 9% und 12% hätten deren Widerstandsfähigkeit gestärkt, sagt Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbands Asip. Die Ereignisse der letzten Tage hätten den grössten Teil der gebildeten Reserven wieder vernichtet. Es sei aber zu früh, «das Gespenst von Unterdeckungen an die Wand zu malen». Die Pensionskassen hätten Erfahrungen mit früheren Krisen und seien gerüstet, um den Herausforderungen mit angepassten Massnahmen zu begegnen.

Im internationalen Vergleich stünden Schweizer Pensionskassen in der gegenwärtigen Marktsituation relativ gut da, da sie tendenziell geringere Allokationen in Aktien hätten, sagt Samuel Lisse von Mercer. In den Niederlanden sei derzeit eine durchschnittliche Deckung von unter 90% und eine überdurchschnittlich negative Entwicklung von rund –17% per 24. März zu beobachten. (…)

Als wichtige Frage gilt nun bei vielen Pensionskassen, wie schnell das Anlageportfolio nach den starken Aktienverlusten angepasst werden soll. Schilter und Zanella (WTW) empfehlen, zu warten, bis sich der Staub etwas gelegt hat. Aus ihrer Sicht hat die Krise möglicherweise auch Auswirkungen auf die von einigen Pensionskassen eingeführten 1e-Vorsorgepläne. Dabei handelt es sich um solche für Gutverdienende, bei denen diese individuell die Anlagestrategie bestimmen, gleichzeitig aber das Anlagerisiko selber tragen. Nun könne es sein, dass Unternehmen solche Mitarbeiter in der Krise entlassen und diese dann die Verluste ihrer 1e-Pläne zu einem besonders schlechten Zeitpunkt realisieren müssten – nämlich dann, wenn sie gezwungenermassen aus der Pensionskasse ihres bisherigen Arbeitgebers ausscheiden.

Schilter und Zanella erwarten indessen, dass es zu einer Zinswende kommen könnte. Die riesigen Ausgabenprogramme dürften dafür sorgen, dass mehr Obligationen auf den Markt kommen, dass das Angebot an Bonds also deutlich steigt. Letztlich könnten auch die Inflationsraten anziehen.

  NZZ