Auf 10×10 gibt die Geschäftsleitung der Profond Auskunft über ihre Geschäfts- und Anlagestrategie. Auszüge aus dem Interview.

Starre gesetzliche Bandbreiten.
AH: Will eine Pensionskasse eine Obergrenze überschreiten, kann sie das. Sie muss es jedoch schriftlich begründen. Von den Pensionskassen mit über einer Milliarde Vermögen schöpft aktuell nur Profond die gesetzlichen Bandbreiten bei den Realwerten aus.

Wie sieht die durchschnittliche Aufteilung der Anlageklassen bei Pensionskassen aus?
AH: Für das Jahr 2018 war die Aufteilung gemäss Zahlen von Swisscanto wie folgt: rund 28 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen, 18 Prozent Immobilen. Der Rest entfiel hauptsächlich auf Bargeldbestände und alternative Anlagen. Bei Profond legen wir ungefähr 50 Prozent in Aktien, 30 Prozent in Immobilien und 10 bis 15 Prozent in Obligationen sowie liquiden Mitteln an.

Woher rühren die Unterschiede zu anderen Pensionskassen?
AH: Viele Pensionskassen investieren einen grossen Teil ihrer Anlagen in Nominalwerte wie Obligationen. Als Gründe dafür werden ALM-Studien, Risikobereitschaft oder Risikofähigkeit genannt.

Haben Sie manchmal schlaflose Nächte?
AH: Nein. Weil Pensionskassengelder über eine Frist von etwa 60 Jahren angelegt werden – 40 Jahre Erwerbstätigkeit und rund 20 Jahre Rentenbezug –, lassen sich kurzfristige Schwankungen an den Märkten gut ausgleichen. Sie werden langfristig durch Wertsteigerungen übertroffen.

Kurseinbrüche an den Aktienmärkten von 20 bis 30 Prozent fürchten Sie also nicht?
AH: Ein solcher Einbruch würde die Anleger treffen, das ist klar. Wie die Geschichte aber zeigt, haben sich Märkte nach Einbrüchen immer wieder erholt. (…)

Alle reden davon, digital zu werden. Was konkret bedeutet es bei einer Pensionskasse?
MI: In erster Linie geht es um Optimierung des internen Betriebs. Prozesse müssen end-to-end digitalisiert werden. Im Vergleich zu anderen Branchen hat die Vorsorgebranche noch ein grosses Potenzial im Bereich der Digitalisierung. Wenn ein Versicherter beispielsweise von Pensionskasse A zu Pensionskasse B wechselt, wird heute noch alles manuell und auf Papier abgewickelt.

Dabei wären die digitalen Instrumente vorhanden.
MI: Ein Hauptproblem ist, dass es keine Standardisierung gibt. Die eine Pensionskasse erfasst ihre Daten in einem Excel, eine andere wiederum in einem Word-Dokument. Das führt zu einem grossen Koordinierungsaufwand. Eine Standardisierung im Markt würde unheimlich viel vereinfachen.

Wie kann Digitalisierung dabei helfen, für den Kunden Mehrwert zu schaffen?
MI: Wir sprechen hier von verschiedenen Zielgruppen. Den Versicherten stellen wir auf Portalen eine detaillierte Sicht über die Vorsorgesituation in der beruflichen Vorsorge zur Verfügung. Weiter werden sie mit verschiedenen Berechnungsmöglichkeiten einfach die Auswirkungen einer vorzeitigen Pensionierung, eines Vorbezuges oder eines Einkaufs in die Pensionskasse berechnen können und diese Prozesse auch gleich digital durchführen können. Als Hauptzielgruppe sehen wir jedoch die Unternehmen, die als Kunden viel mehr Berührungspunkte zur Pensionskasse haben.

Welche digitalen Optimierungsmöglichkeiten gibt es?
MI: Zum Beispiel müssen digitale Schnittstellen zum Lohnbuchhaltungssystem einer Firma geschaffen werden. Auf diese Weise würde ein effizienter Informationsaustausch mit der Pensionskasse und optimalerweise auch mit der Ausgleichskasse geschaffen.

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