imageNachdem das Thema Doppelmandate weitgehend erledigt ist und bei der Entschädigung der Führungskräfte sich vorerst kein Erfolg einstellt, will aNR Rudolf Rechtsteiner als neuer Präsident der Ethos vermehrt auf das Thema Nachhaltigkeit setzen. Auszüge aus einem Interview mit AZ:

Was bringen solche Gespräche? Wäre es nicht konsequenter, nicht mehr zu investieren?
Studien zeigen, der Dialog mit grossen Firmen bewirkt mehr als der Verkauf der Aktien. Wir wollen den Blick der obersten Chefs für kommende Risiken schärfen. Im Bereich der Corporate Governance hat der Einfluss von Dominique Biedermann die gröbsten Auswüchse beseitigt. Heute hat kaum ein Unternehmen mehr Doppelmandate: dass eine Person zugleich Konzernchef und Verwaltungsratspräsident ist. Die Entschädigung wird leider immer ein Thema bleiben. Ich möchte neue Akzente setzen in Bezug auf den Klimawandel, denn dieser gefährdet die Werthaltigkeit der Anlagen aller Investoren und wird zur Existenzfrage, gerade auch für die Pensionskassen.

Wie das?
Pensionskassen müssen ihre Vermögen für Jahrzehnte anlegen und ihre Investments sind direkt gefährdet. Nehmen Sie die Prognose, wonach der Meeresspiegel bald um jährlich drei Zentimeter steigen wird, um das Jahrhundertende herum um sechs Zentimeter. Liegenschaften in Hamburg, London oder in den Niederlanden sind betroffen.

Was heisst das für die Wirtschaft?
Auf die Unternehmen kommt eine Reihe von Klimakosten zu. Höhere Versicherungsprämien, Verluste im Transport, Verluste von Ernten. Die Unternehmen ignorieren dieses Thema schon heute nicht.

Beim Klima haben Sie jedoch keinen Einfluss an Generalversammlungen.
Da haben Sie recht. Anders als beim Thema Löhne kann man beim Klima ein Unternehmen nicht mit speziellen Anträgen an einer GV konfrontieren. Wenn sich energieintensive Unternehmen dem CO2-Thema nicht stellen, kann Ethos aber empfehlen, die Decharge zu verweigern. Wir setzen vorerst auf Dialog, und dies nicht ohne Wirkung. Die Alternative wäre der Verkauf der Aktie. Der bringt bei solchen Firmen aber eher wenig, sie können sich leicht neues Kapital beschaffen. Den Verkauf sehe ich eher als Vorsichtsmassnahme.

Wie meinen Sie das?
Der Verlust des Börsenwertes der Unternehmen, die stark von fossiler Energie abhängen, können für Investoren zur Belastung werden. Daher untersuchen wir die CO2-Intensität der Unternehmen. Der US-Konzern General Electric leidet schwer unter seiner Fixierung auf Gasturbinen, viele US-Kohlekonzerne haben in fünf Jahren mehr als 90 Prozent ihres früheren Werts verloren. Die deutschen Automobilhersteller verklärten Dieselmotoren zur unersetzlichen und sauberen Technologie. Sie müssen nun versäumte Jahrzehnte in der Entwicklung neuer Technologien in kürzester Zeit aufholen. Ob es gelingt, die Chinesen einzuholen, wird man sehen. Wer die Umweltfrage ignoriert, zahlt später einen hohen Preis.

  AZ