Fabian Schäfer befasst sich im Tages-Anzeiger im Zusammenhang mit dem “Kuhhandel” mit der vielbeschworenen Umverteilung in der AHV und kommt zu ernüchternden Resultaten:

Die Spitzen von SP und SGB wollen den Deal bei ihrer Basis unbedingt durchbringen. Dazu betonen sie seit Wochen die Vorzüge der AHV-Finanzspritze. Die Erhöhung der Lohnbeiträge feiern sie als einmaligen Sieg, als Stärkung des grossen Solidaritätswerks AHV, das den Reichen nimmt und den Armen gibt.

Die Logik dahinter: Da Spitzenverdiener auf den ganzen Lohn Beiträge bezahlen, im Alter aber nur die Maximalrente erhalten, helfen sie, die Renten der Unter- und Mittelschichten zu finanzieren. SP-Präsident Christian Levrat frohlockte, nur 7 Prozent Grossverdiener müssten zahlen, «alle anderen profitieren». Gewerkschafter Corrado Pardini jubelte: «Das ist die grösste Umverteilung, die im Land geschieht.» Nationalrat Beat Jans rechnete vor, dass über 90 Prozent bei der AHV weniger einzahlen, als sie bekommen. (…)

Eine Analyse des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) ergab, dass von allen Rentnern, die 2014 eine Rente bezogen, 92 Prozent «Solidaritätsempfänger» waren, während nur 8 Prozent – die absoluten Topverdiener – als Nettozahler fungierten. Damit ist der Fall für die SP klar: Die AHV ist die Umverteilungsmaschine par excellence.

Doch stimmt das wirklich? Fragen wirft schon die Einleitung der BSV-Analyse auf, in der steht: «Die einkommensbezogene Solidarität ist weit weniger stark als gemeinhin angenommen.» Frei übersetzt: Zwar sind es sehr viele, die bei der Umverteilung profitieren, aber gerade weil es so viele sind, erhält jeder Einzelne nicht viel Geld.

Laut Analyse sind es im Schnitt nur 4,7 Prozent der Renten der Unter- und Mittelschichten, die faktisch von oben quersubventioniert wurden. Berauschend ist das nicht. Das heisst, dass bei einer AHV-Rente von 2000 Franken nur 94 Franken durch die Spitzenverdiener querfinanziert sind. Bei tiefen Löhnen ist es mehr, bei mittleren weniger. Den grossen Rest der Beiträge, die für die jeweilige Rente notwendig waren, hat hochgerechnet jede und jeder selber finanziert.

  Tages-Anzeiger