Ein  in der FuW erschienener Artikel  von Fabian Schnell (Avenir Suisse) räumt in wenigen Sätzen und klaren Worten mit der Illusion auf, dass die Arbeitgeber mindestens die Hälfte der Sozialausgaben tragen. Damit werden die wahren Kosten verschleiert,  die letztlich alle vom Arbeitnehmer getragen werden.

In der Schweiz bestehen die Lohnnebenkosten aus Sozialabgaben für AHV, IV, Arbeitslosenversicherung, Unfallversicherung usw. Gemäss Gesetz werden die meisten Lohnnebenkosten je hälftig von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen. Allerdings ist die gesetzliche Aufteilung aus ökonomischer Sicht weitgehend irrelevant, die effektive Traglast entspricht nicht der gesetzlichen Zahllast.

Faktisch liegt die Inzidenz der Lohnnebenkosten zum Grossteil bei den Arbeitnehmern. Dass dies nicht nur graue ökonomische Theorie ist, wissen alle, die einmal eine Haushalthilfe beschäftigt haben. Für das eigene Budget spielen nur die totalen Lohnkosten eine Rolle.

Da die monatliche Lohnabrechnung nur die Beiträge an die Sozialversicherungen ausweist, die gemäss Gesetzesbuchstabe den Arbeitnehmenden angerechnet werden, unterschätzt dieser in der Regel die tatsächliche Lohnaufwendung seines Arbeitgebers, wie auch den effektiven Beitrag an die Kosten der Sozialversicherungssysteme.

Während ersteres vielleicht bei Lohnverhandlungen zu Konflikten führt, hat letzteres handfeste politökonomische Konsequenzen.Diese Kostenunterschätzung kann sich verzerrend auf die politischen Präferenzen in Abstimmungen auswirken und so etwa sozialpolitische Reformen erschweren, da man sich des vollen Umfangs der Ausgaben zu wenig bewusst ist.

Dem könnte relativ einfach entgegengewirkt werden, indem die «künstliche» Unterscheidung zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträgen gestrichen würde. Auf dem Lohnausweis erschienen dann alle Abzüge in vollem Umfang und dies mit dem tatsächlichen vom Arbeitgeber aufgewendeten Bruttolohn als Basis.

Damit würde die Last der Lohnnebenkosten nicht nur derjenigen Person zugewiesen, die sie zu tragen hat. Es würde auch nicht verwundern, wenn diese Massnahme und das damit steigende Kostenbewusstsein den sozialpolitischen Reformwillen mehr zu entfachen vermag als jede politische Kampagne.

  Avenir Suisse