Bringt die geplante Rentenreform mehr Nutzen als Schaden? Die Antwort hängt davon ab, welche Interessen man verfolgt und was die Alternativen sind, schreibt Hansueli Schöchli in der NZZ.

Die Befürworter verkaufen die Vorlage als «ausgewogenen Kompromiss». Unvoreingenommene Beobachter mögen mutmassen, dass in einer «ausgewogenen» Vorlage vielleicht je etwa die Hälfte der Korrektur über Reduktion der Ausgaben und Erhöhung der Einnahmen geschähe. Diese Vorlage sieht aber radikal anders aus: Per saldo nehmen die Ausgaben ab etwa 2026 wegen der geplanten Erhöhung der AHV-Renten trotz Heraufsetzung des Frauenrentenalters sogar noch zu – mit stark steigendem Trend, so dass 2045 die zusätzlichen Jahresausgaben als Folge der Vorlage schon über 2 Milliarden Franken betragen. Die vorgeschlagene Senkung des minimalen Umwandlungssatzes bei den Pensionskassen wiegt diese Ausgabensteigerungen nicht auf.

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Losgelöst von den Sekundärwirkungen der Reform zahlen mehrheitlich die Jüngeren die Zeche für die zusätzlichen Steuern und Lohnbeiträge. Wer zum Beispiel heute 60-jährig ist, zahlt noch etwa 5 Jahre lang AHV-Lohnbeiträge und 25 Jahre lang Mehrwertsteuer. Wer 20-jährig ist, zahlt noch 45 bis 50 Jahre lang Lohnbeiträge und etwa 65 bis 70 Jahre lang Mehrwertsteuer. Die einseitige Verteilung der Kosten der vorliegenden Reform illustriert die obige Grafik.

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