Hansueli Schöchli verweist in er NZZ auf die Tatsache, dass die Mehrheit der Bundesparlamentarier zu den Profiteuren der AV2020 gehören. Schöchli schreibt:

Die Kampagnen für die Volksabstimmung vom September zur Rentenreform sind bereits am Anlaufen (NZZ 20. 6. 17). Eine Prognose lässt sich schon jetzt ohne grosse Risiken machen: Die Sache wird hässlich werden. Von hüben wie von drüben ist viel Unsinn zu erwarten – denn wer es riskiert, dem Volk reinen Wein einzuschenken, muss mit einer Abfuhr rechnen. Die Befürworter dürften es deshalb kaum wagen zu sagen, dass die Reform eher mehr Probleme schafft als löst, vor allem zulasten der Jungen geht und den kommenden Generationen riesige Hypotheken hinterlässt. Die bürgerlichen Gegner werden dies zwar thematisieren, aber sie wissen, dass mit den Jungen alleine keine Abstimmung zu gewinnen ist. (…)

Wer den Stimmbürgern reinen Wein einschenken wollte, müsste auch die Interessenlage der Parlamentarier erklären. Diese haben grosses Interesse, die Jungen (die relativ wenig wählen oder noch gar kein Wahlrecht haben) sowie die Ungeborenen weitgehend zu ignorieren und die Reform vor allem auf die Portemonnaies der Älteren auszurichten, da die Hälfte der Wähler deutlich über 50-jährig ist. Deshalb geht der Grossteil der Reform zulasten der unter 40-Jährigen und Ungeborenen, während die meisten 50- bis 65-Jährigen netto sogar profitieren und die Altrentner relativ geringe Mehrkosten haben.

Die vorliegende Reform dient damit auch den finanziellen Interessen der eidgenössischen Parlamentarier: Das Durchschnittsalter liegt im Nationalrat bei 52 und im Ständerat bei 57 Jahren. Zwei Drittel der Parlamentarier sind über 50. Man muss sich deshalb über diese «Reform» nicht wundern.

Immerhin lässt sich die Sache auch positiv sehen: Bei dieser Vorlage sind die finanziellen Interessen der Mehrheit der Parlamentarier mit den Interessen der Mehrheit der Wähler weitgehend deckungsgleich. Das nennt man dann wohl Demokratie in Aktion.

  NZZ