Der Blick hat mit ASIP-Präsident Jean Rémy Roulet ein Interview geführt. Auszüge:
Herr Roulet, entweder sagt das Parlament am Donnerstag Ja zur 70-Franken-AHV-Lösung oder lässt die Rentenreform scheitern. Worauf hoffen Sie?
Jean Rémy Roulet: Die Reform muss jetzt unbedingt gelingen! Entscheidend ist für uns die Senkung des BVG-Umwandlungssatzes. Wir müssen diesen an die Entwicklung der Lebenserwartung anpassen und können nicht länger zuwarten. Deshalb unterstützen wir die Lösung der Einigungskonferenz.
Dann soll der Nationalrat die 70 Franken schlucken?
Ja. Wir können mit den 70 Franken leben. Die schlimmste Lösung für die Pensionskassen wäre keine Reform. Deshalb appelliere ich an alle Parlamentarier, der Reform nun zuzustimmen.
Das sieht etwa der Arbeitgeberverband anders.
Was der Arbeitgeberverband in Zürich sagt, ist nicht die alleinige Wahrheit. Der Unternehmerverband der Romandie unterstützt die 70-Franken-Lösung, weil er auch die Situation der Pensionskassen im Auge hat.
Und wenn die Reform im Parlament doch scheitert?
Dann hat das Parlament seinen Job nicht erledigt. Und die Umverteilung von jährlich mehreren Milliarden Franken von Jungen zu Alten geht ungebremst weiter. Das wäre ein falsches Signal.
Man kann doch einfach eine neue Reform aufgleisen, in welcher der Umwandlungssatz separat angepackt wird.
Bei der USR III kann man vielleicht innerhalb eines Jahres eine neue Reform aufgleisen. Bei den Renten kann man das vergessen. Wir können es uns aber nicht leisten, wieder fünf oder zehn Jahre zu verlieren. Das wäre verheerend.
Wie sehen Sie die Chancen in der Volksabstimmung?
Eines haben wir aus der verlorenen Abstimmung von 2010 gelernt: Ohne ausgewogene Kompensationsmassnahmen macht das Stimmvolk bei einer Senkung des Umwandlungssatzes nicht mit. Die jetzige Lösung hat deshalb an der Urne gute Chancen.