Das Personal der Stadt Biel muss mit 63 in Rente gehen. Länger arbeiten ist nur in Ausnahmefällen möglich. Auch andere Städte zwingen ihre Mitarbeiter in die vorzeitige Pensionierung, schreibt der Bund.
Die Möglichkeit, vor dem AHV-Alter in Rente zu gehen, galt lange als fortschrittlich, zumal auch die Pensionsbedingungen sehr gut waren. Dass dem inzwischen nicht mehr so ist, liege an den gesellschaftlichen Veränderungen, sagt Erich Fehr, Stadtpräsident und Finanzdirektor von Biel. «Vor allem Mitarbeiter, deren Pensionskassenguthaben sich wegen einer Scheidung merklich verringert hat, klagen über die Regeln zum vorzeitigen Altersrücktritt.»
Eine Revision des Bieler Personalreglements ist bereits im Gange, und dabei soll laut Fehr auch das Rentenalter auf den Tisch kommen. Dennoch verteidigt der sozialdemokratische Stadtpräsident, der einer links-grünen Bieler Regierungsmehrheit vorsteht, die geltenden Regeln: Es sei nicht im Sinne der politischen Vorgaben, die Leute weiterzubeschäftigen. «Auch die Gewerkschaften erwarten von uns, dass wir Arbeitsplätze für junge Leute freimachen.»
Eine vorzeitige Pensionierung mit 63 ohne Anspruch auf Weiterbeschäftigung gibt es auch in anderen Städten, so etwa in Winterthur. Damit jemand länger im Job bleiben kann, brauche es in jedem Fall die Zustimmung des Arbeitgebers, sagt die Leiterin des Winterthurer Personalamtes, Eva Schwarzenbach.
Genauso war es bisher auch bei der Kantonsverwaltung St. Gallen. Doch auf den 1. Juni tritt das neue Personalrecht in Kraft, welches das Rücktrittsalter auf 65 anhebt. Damit trage man nicht zuletzt dem Wunsch von Angestellten Rechnung, länger arbeiten zu können, sagt Primus Schlegel, Leiter des kantonalen Personalamts.
Den regulären vorzeitigen Altersrücktritt hält der Pensionsversicherungsexperte Martin Hubatka für eine überholte Einrichtung. Es sei widersinnig, wenn die Politik die Leute zum länger Arbeiten auffordert und sie ausgerechnet von den Arbeitgebern davon abgehalten werden. Dem pflichtet Urs Stauffer vom Zentralverband Öffentliches Personal bei. «Jeder soll selber bestimmen dürfen, wie lange er arbeiten will.»