Der Schweizerische Versicherungsverband SVV hat an seiner Jahrespressekonferenz über die aktuellen Freuden und Nöte in den diversen Branchen berichtet. Zu den Freuden gehört zweifellos das wiederum aktivere Geschäft in der Kollektivversicherung, deren Prämienvolumen im Berichtsjahr um 4,2% zunahm. Verbandspräsident Walser kommentierte: “Nachdem viele im Jahr 2009 in Unterdeckung geratene Pensionskassen wieder einen genügenden Deckungsgrad aufwiesen, haben offenbar zahlreiche KMUs die Chance gepackt und sich der Sammelstiftung eines Lebensversicherers angeschlossen. Das gute Gefühl, auch bei gravierenden und länger anhaltenden Verwerfungen an den Finanzmärkten nicht auch noch zur Sanierung der in Unterdeckung geratenen Pensionskassen beitragen zu müssen, gibt offenbar vielen KMUs die notwendige Sicherheit.”

Auf der Schattenseite verbucht wird hingegen das Resultat der Abstimmung zum Umwandlungssatz: “Nicht die Versicherungsgesellschaften sind die Leidtragenden eines zu hohen Umwandlungssatzes, sondern die Erwerbstätigen, weil sie die systemfremde Quersubventionierung der Rentenbezüger tragen. Findet sich in naher Zukunft keine politische Mehrheit für die notwendige Anpassung der Renten an die Realität, sind Massnahmen auf der Finanzierungsseite unvermeidlich. Es müssten früher oder später zusätzliche Beiträge erhoben oder das Rentenalter erhöht werden.”

Wenig Freude hat der SVV an einer Motion der SGK-NR. Danach sollen die Verwaltungskosten auf Stufe Versicherer neu ex ante im Versicherungsvertrag vereinbart und nachträgliche Defizite nicht zulasten der Überschussbeteiligung verrechnet werden dürfen . Ausserdem verlangt diese Initiative eine Überprüfung und allenfalls Anpassung der Höhe der Legal Quote. 

Ausführlich wurde auf den Solvency Test eingegangen. Der Enthusiasmus, der einst die Haltung zu diesem Instrument prägte, ist einer auffälligen Ernüchterung gewichen. Offenbar funktioniert die Zusammenarbeit mit der Finma weniger gut als mit dem Amt für Privatversicherungen, welche einst das Projekt aufgleiste. Auf 1.1.11 wurde die Testphase durch den Ernstfall abgelöst, ohne das bisher ein einziges Modell durch die Finma genehmigt worden wäre. Doch besonders stösst sich der SVV gemäss den Ausführungen von Bruno Pfister (Swiss Life) daran, dass mit dem ambitiösen “Swiss Finish” in der Schweiz deutlich grössere Anforderungen gestellt werden als beispielsweise in der EU mit der in Vorbereitung befindlichen Solva 2. Diese würden in weit höheren Eigenkapital-Anforderungen münden, mit entsprechenden Wettbewerbsnachteilen. In dieser Beziehung besonders brisant: Liechtenstein als EWR-Mitglied untersteht den EU-Vorschriften, darf aber Versicherungsdienstleistungen ungehindert in der Schweiz anbieten. Der SVV sieht wohl nicht ganz unbegründet die Gefahr, dass ausländische Versicherer über Niederlassungen im Ländle das regulatorische Gefälle zum Nachteil der inländischen Anbieter ausnützen könnten. Die Finma dürfte wohl im einen oder anderen Punkt noch über die Bücher gehen, wie stark sie den Versicherern entgegenkommt, ist aber noch offen.

 Texte SVV zur PressekonferenzMotion SGK / SST-Umsetzung / Finma Presseanlass zum Solvency Test