image Mit strengeren Regeln bei der beruflichen Vorsorge wäre eine Vollversicherung nicht mehr möglich. 150’000 KMU wären betroffen, sagt Lucius Dürr, Direktor des Schweizerischen Versicherungsverbands in einem Interview mit Cash.

cash: Bringt das Nein zur Senkung des Umwandlungssatzes jetzt die Versicherungs-Branche in Schwierigkeiten?
Lucius Dürr: Für die Versicherer hat das Abstimmungsresultat keine unmittelbaren Folgen. Sie bleiben für ihre rund 1,5 Millionen Versicherten verlässliche Partner in der beruflichen Vorsorge. Die grossen Verlierer sind die Berufstätigen. Sie zahlen weiterhin die Zeche für die zu hohen Neurenten. Diese Quersubventionierung ist systemfremd und in der 2. Säule nicht vorgesehen.

Was ist das Problem?
Die Lebenserwartung steigt und die Anlage-Renditen sind gesunken. Im aktuellen Umwandlungssatz ist eine Anlageperformance von knapp 5 Prozent eingerechnet. Das haben wir in den vergangenen Jahren nicht geschafft.

Langfristig sollten 5 Prozent pro Jahr aber kein Problem sein. Der Pictet-BVG-Index mit 25 Prozent Aktien hat seit 1985 eine durchschnittliche Jahresrendite 5,6 Prozent erzielt.
Das stimmt. Aber in den vergangenen 10 Jahren (1999 bis 2008) betrug die durchschnittliche Jahresrendite weniger als 3 Prozent. Wir sind der Meinung, dass das Prinzip Hoffnung in der zweiten Säule nichts verloren hat. An einer korrekten Finanzierung der Renten führt kein Weg vorbei.

Die Sozialdemokratische Partei (SP) fordert jetzt mehr Transparenz. Die Mandate, Honorare und Kickbacks sollen offen gelegt werden.
Wir Versicherer haben heute schon eine sehr weitgehende Transparenz. Allfällige Retrozessionen verringern den Geschäftsaufwand und kommen so den Versicherten zugute. Und grundsätzlich für alle Pensionskassen gilt: Wo ein Verdacht auf Honorarexzesse und sonstige Mängel in der Geschäftsführung besteht, ist der Stiftungsrat gefragt, in dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber paritätisch vertreten sind.

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