«Liechtenstein bietet gute Rahmenbedingungen für Pensionsfonds», sagt Herbert Brändli, Verwaltungsratspräsident der neu gegründeten Euvidea. Der aus Vaduz geleitete Pensionsfonds ist der dritte in Liechtenstein, seit diese Vorsorgeeinrichtungen anfangs 2007 gesetzlich ermöglicht wurden. Vorerst beschäftigt Euvidea drei Mitarbeiter in der Administration, bis Ende nächsten Jahres könnten es zehn sein.
Hinter Euvidea steht allen voran die Schweizer Pensionskasse Profond, bei der Brändli als Stiftungsratspräsident amtet. Da die Schweiz nicht im EWR ist, kam sie jedoch als Sitz für den international ausgerichteten Pensionsfonds nicht infrage. Sonst müsste in jedem Land, wo Euvidea aktiv wird, eine Bewilligung eingeholt und eine Geschäftsstelle eingerichtet werden. Vom Standort Liechtenstein aus gibt es solche Probleme nicht. Alle EWR-Länder stehen dem neuen Pensionsfonds offen.
Euvidea hat als erstes Deutschland im Auge. Dort müssen seit 2002 zwar zwingend alle Firmen etwas für den Ruhestand ihrer Mitarbeiter zur Seite legen. Allerdings verfügt etwa die Hälfte der Unternehmen nicht über eine externe Vorsorgeeinrichtung. Die Pensionsvermögen werden stattdessen intern in Form von Rückstellungen gehalten. Dies führt zu aufgeblähten Bilanzen und unnötigen Risiken, die nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben. «Viele Unternehmen überlegen sich deshalb momentan, wie sie ihre Pensionsverpflichtungen aus ihren Bilanzen bringen können», sagt Brändli. Davon könne Euvidea profitieren, heisst es im Liechtensteiner Vaterland.
Obwohl Pensionsfonds auf eine EWR-Richtlinie zurückgehen, sind die Rahmenbedingungen nicht überall gleich. Dadurch kann sich Liechtenstein von anderen EWR-Ländern abheben. «Wir können langfristig anlegen, was angesichts des langfristigen Horizonts angebracht ist. Liechtensteiner Pensionsfonds dürfen darum auch vorübergehend eine Unterdeckung aufweisen, wenn es wegen höherer Risiken Verluste gibt», sagt Brändli. Pensionsfonds nach deutschem Recht müssten dagegen jedes Jahr positiv abschliessen, da eine Unterdeckung verboten ist. Dies zwingt die Vorsorgeeinrichtungen zu einer sehr konservativen Anlagestrategie, die viel zu kurzfristig ausgerichtet werden muss. Darum kann von deutschen Pensionsfonds auch nur eine tiefe Rendite erwartet werden.
Neben Deutschland will man sich gemäss Brändli in einem ersten Schritt vor allem auf Österreich konzentrieren. Ausserdem spielen Italien und Frankreich eine Rolle. «Bei Profond haben wir Kunden im Tessin und in der Westschweiz. Diese sind teilweise länderübergreifend tätig, was für einen Teil der Mitarbeiter keine befriedigende Vorsorgelösung zuliess. Mit dem international ausgerichteten Pensionsfonds bestehen diese Probleme nicht mehr», so Brändli. Bezüglich Unternehmensgrösse stehen besonders grössere, grenzüberschreitend aufgestellte Firmen im Vordergrund, die mehrere Hundert Mitarbeiter beschäftigen.
Euvidea wird auf absehbare Zeit nicht die letzte Neugründung eines Liechtensteiner Pensionsfonds sein. Bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) sind zurzeit weitere drei Bewilligungsgesuche pendent. Zudem gibt es laut FMA-Chef Mario Gassner laufend Anfragen. Allerdings hat die Steuerdebatte der jungen Branche einen Dämpfer versetzt, wurden doch seit Februar keine neuen Gesuche mehr eingereicht.