Der SGB hat auf seiner Website eine Aussage zur BVG-Reform korrigiert. Erst hiess es, dass “wir alle” weniger Rente erhalten werden, das wurde verkürzt und ein Wort gestrichen. Fabian Schäfer schreibt dazu in der NZZ:
Dieser Satz ist vieles, aber sicher nicht wahr. Dass «wir alle» weniger Rente erhalten, kann schon deshalb nicht stimmen, weil die 900’000 Pensionierten sicher keine Kürzungen erleiden. Ihre Renten sind unantastbar, mehr zahlen müssen sie auch nicht.
Und bei den Erwerbstätigen? Auch hier herrscht eigentlich Konsens: Weil sich die Reform einzig auf das gesetzliche Minimum der beruflichen Vorsorge bezieht, beschränken sich ihre direkten Auswirkungen auf eine Minderheit aller Angestellten. Die grosse Mehrheit ist in Pensionskassen versichert, deren Lohnbeiträge und Leistungen über das gesetzliche Minimum hinausgehen (im Jargon: «Überobligatorium»). Je grösser dieser freiwillige Teil ist, desto unplausibler ist es, dass die BVG-Reform zu Rentenkürzungen führt.
Und doch sagt der SGB, «wir alle» bekämen tiefere Renten. Was soll man davon halten? (…)
Doch dann geschah Unerwartetes. Einen Tag nach dem Interview war der umstrittene Satz auf der Website plötzlich verändert, wenn auch nur leicht: Das Wörtchen «alle» war verschwunden.
Der SGB verweist auf Nachfrage auf seine offizielle Kommunikation mit dem ebenfalls umstrittenen Slogan «Mehr bezahlen für weniger Rente». Gleichzeitig hält er fest, alle seien unterschiedlich betroffen. Und dann: «Die vom Webmaster gewählte Formulierung, welche der NZZ aufgefallen ist, entsprach nicht der Sprachregelung des Referendumskomitees. Deshalb wurde dieser Satz nach dem Hinweis umformuliert.»
Anzufügen bleibt, dass der Satz in der ursprünglichen Version über ein Jahr lang auf der Website zu lesen war. Die Seite tauchte erstmals im März 2023, kurz nach der Beratung der BVG-Reform im Parlament, im Internetarchiv auf – damals bereits mit der Behauptung, dass «wir alle» weniger Rente erhalten würden.
Jetzt, kurz vor der Abstimmung, sind es also nur noch «wir». Dass ein Komitee im Abstimmungskampf solche Korrekturen macht, ist relativ selten. Frei nach Neil Armstrong: ein grosser Schritt für den SGB, ein kleiner für die Wahrheit.