Der kürzliche Marktanteilsverlust der Pensionskassen bei der Hypothekenvergabe begründet Monica Hegglin in der Finanz und Wirtschaft mit dem risikoorientierten Verhalten der PKs. Sie hält fest:
Statt zwischen 3 und 4% zu mäandern, wie es in den vergangenen Jahren üblich war, ist das Wachstum des Schweizer Hypothekarmarktes 2021 auf mehr als 4% gestiegen. Offizielle Zahlen gibt es noch nicht. Finanzchef Marcel Hurschler von der Luzerner Kantonalbank hat das Marktwachstum 2021 im Hypothekar- Retailsegment kürzlich auf 4,1% beziffert.
Verschiedene Banker diagnostizieren einen verstärkten Wettbewerb um die Hypothekarkunden. Schuld sind die Banken. «Die Banken haben während der Coronakrise im Hypothekargeschäft einen Teil des Bodens gutgemacht, den sie an Versicherungen und Pensionskassen verloren hatten», konstatiert Stefan Heitmann, CEO und Gründer des Hypothekenvermittlers MoneyPark.
Dabei seien Banken teilweise sehr aggressiv vorgegangen, schliesst Heitmann aus der Analyse seines Geschäfts. 2021 erfüllte die Hälfte der Neukäufer vonWohnimmobilien die Tragbarkeitsregeln nicht, erzählt er im Gespräch mit FuW. Eine Hypothek gilt dann als tragbar, wenn die gesamten Wohnkosten bei einem angenommenen Zins von 5% nicht mehr als ein Drittel des Haushaltseinkommens betragen.
«Die Selbstregulierung ist sehr aufgeweicht. Im lokalen Konkurrenzkampf verzichten die Banken weitestgehend auf Risikozuschläge, differenziert nach Objekt und Kreditnehmer.» Es handle sich um eine «klare Ausweitung der Risiken» bei den Banken.
Demgegenüber übernähmen Versicherungen und Pensionskassen hauptsächlich «gute bis sehr gute Risiken», hätten ihre Kreditvergaberichtlinien nicht aufgeweicht und deshalb Marktanteile aufgegeben. Heitmann kritisiert in diesem Zusammenhang die Handhabung der von den Banken vor einigen Jahren eingeführten Selbstregulierung, die verbindliche Tragbarkeitsregeln umfasst. «Wird die Ausnahme zunehmend zur Regel, dann sind die Selbstregulierungsgrundsätze der Banken das Papier nicht mehr wert, auf dem sie stehen.»
