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Gut ausgebildete Fachkräfte werden auf dem Arbeitsmarkt knapper. Um die Reserve der Generation 50 plus besser auszuschöpfen, erproben Unternehmen flexible Arbeitsmodelle. Künftig werden sie aber noch stärker umdenken müssen. Christian Severin schreibt dazu in der NZZ:

Ein Unternehmen, das aktiv neue Wege verfolgt, ist Ypsomed. Die Medizinaltechnikfirma aus Burgdorf experimentiert seit einiger Zeit mit sogenannten Wellenlaufbahnen und Bogenkarrieren. Letztere verlaufen nicht bis zum Schluss nach oben, sondern erlauben einen sanfteren Übergang in die Pensionierung.

So habe etwa der ehemalige Entwicklungschef von Ypsomed in den Jahren vor der Pensionierung seine Führungsfunktionen abgegeben und sich auf operative Tätigkeiten konzentriert, sagt der Ypsomed-Personalleiter Michael Zaugg. Damit sei er in der Firma hochangesehen geblieben, habe gleichzeitig aber seine verschiedenen Lebensbereiche besser vereinbaren können.

Die Akzeptanz von solchen Bogenkarrieren ist allerdings nicht selbstverständlich. Auch bei Ypsomed gebe es im Management viele Leute, die eine Karriere hauptsächlich als eine permanente Aufwärtsbewegung sähen, so Zaugg.

Wenn man so denke, sei man aber sehr eingeschränkt. Weil ein Bogen als Statusverlust empfunden werden kann und nicht dem gewohnten klassischen Pfad entspricht, muss gemäss Zaugg auch betriebsintern immer wieder aufgezeigt werden, dass ein solcher Verlauf völlig okay sei.

Bei Novartis funktioniert das Weiterarbeiten dank Bogenkarrieren. Mit der stärkeren Flexibilisierung der Arbeit, so Thomas Bösch, Personalchef Schweiz, würden mehr Mitarbeitende länger bleiben. Während Leute früher mit 60 Jahren gegangen seien, blieben sie heute bis 63 oder 64 Jahre.

Bösch verweist darauf, dass der Basler Pharmakonzern eine Geschichte der Frühpensionierungen habe. Mit den hohen Löhnen hätten sich viele Mitarbeitende eine solche leisten können. Diese seien oft als Teil des Karrierekonzeptes angesehen worden. In solchen Situationen kann eine Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle dazu beitragen, Mitarbeitende länger an Bord zu halten.

Diese Überlegung ist auch bei der Migros ein Thema. Bei dem Detailhändler werden zwei Drittel der Arbeitnehmenden frühpensioniert, und zwar im Durchschnitt zwei Jahre vor dem offiziellen Pensionsalter. Zurzeit sucht die Migros nach Lösungen, um Mitarbeitende zu motivieren, länger zu bleiben.

  NZZ / Focus 50 plus