Michael Ferber geht in der NZZ der Frage nach, ob angesichts der guten Finanzmarktsituation und den geltenden sehr tiefen Umwandlungssätzen ein Punkt erreicht sein könnte, der weitere Kürzungen der Renten überflüssig macht.

Laut Peter Zanella [WTW] könnte für viele Pensionskassen bei einem Umwandlungssatz von 4,8% für einen 65-Jährigen beim Eintritt in die Rente eine Art Boden erreicht sein. Bei einem langfristigen Ertrag der Vermögensanlagen einer Pensionskasse von 1,75% pro Jahr sei dies ein realistischer Satz. Einiges spreche dafür, dass eine solche Rendite auch in den kommenden Jahren an den Finanzmärkten erreichbar sein sollte, sagt Zanella.

Möglicherweise rechneten manche Pensionskassen sogar zu vorsichtig, wenn die expansive Geld- und Fiskalpolitik die Kurse an den Finanzmärkten und die Preise an den Immobilienmärkten weiterhin nach oben treibe. «Es könnte nun die Zeit gekommen sein, in der man wieder stärker nach den Versicherten schauen und nicht nur in Extremszenarien denken sollte», sagt Zanella. Im vergangenen Jahr sei die Vorsorgebranche Corona-bedingt gelähmt gewesen. «Die meisten dachten dann, wir müssen bei den Umwandlungssätzen noch weiter heruntergehen.»

Jackie Bauer [Ökonomin UBS] sieht dies etwas weniger optimistisch. Kurzfristig sehe es bei den Kassen zwar sehr gut aus. Auch die Deckungsgrade seien nach dem Einbruch im vergangenen Jahr kontinuierlich gestiegen. «Wenn die Pensionskassen jedes halbe Jahr eine Performance von 6% erwirtschaften würden, würde ihnen das sicherlich etwas mehr Spielraum geben», sagt sie. Laut den Kapitalmarktannahmen ihrer Bank und dem durchschnittlichen Pensionskassen-Portfolio sei für die kommenden Jahre aber von einer durchschnittlichen Jahresrendite von rund 2,5% auszugehen. Zudem stimmten Demografie und Umwandlungssatz immer noch nicht überein – folglich ändere sich das Umfeld nicht.

  NZZ