Hansueli Schöchli schreibt in der NZZ: “Für eine effiziente Klimapolitik wäre der Finanzsektor im Prinzip nur ein Nebenschauplatz. Doch weil es auf dem Hauptschauplatz klemmt, geraten die Finanzmärkte verstärkt in den Fokus. Die Forschungsliteratur zeichnet zur Wirkung von Finanzinvestoren auf das Umweltverhalten der Firmen ein durchwachsenes Bild.”

Wie gross ist der Einfluss von Finanzinvestitionen auf das «Nachhaltigkeitsverhalten» der Unternehmen? Taugen Investitionen in grüne Anleihen, Nachhaltigkeitsfonds oder Firmen mit einem vielversprechenden Nachhaltigkeitsgütesiegel (ESG) zu mehr als zur Beruhigung des eigenen Gewissens? Theoretisch müsste die Umleitung von Finanzströmen von «schmutzigen» in «grüne» Projekte die Firmen grüner machen, da umweltfreundliche Projekte relativ gesehen günstiger werden. Doch das Ausmass solcher Effekte ist a priori unklar und deshalb anhand der Praxis zu untersuchen.

Zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Finanzmärkten gibt es schon eine breite internationale Forschungsliteratur. Viele Studien betreffen etwa die Auswirkungen der Klimarisiken auf die Finanzmärkte. Doch der umgekehrte Wirkungskanal – der konkrete Einfluss von «grünen» Investoren auf das Nachhaltigkeitsverhalten der Unternehmen – ist noch ungenügend erforscht, wie Überblicksarbeiten zum Stand der Forschung feststellten.

Eine dieser Analysen stammt von einer internationalen Gruppe mit Beteiligung von Forschern der Universität Zürich; die Arbeit wurde 2020 publiziert. Eine Aufdatierung des Wissensstands hat das Center for Sustainable Finance und Private Wealth von der Universität Zürich vergangenen Herbst veröffentlicht. Einen Überblick zum Forschungsstand lieferte auch eine vom Bundesamt für Umwelt bestellte Studie der Liechtensteiner Forschungs- und Beratungsfirma CSSP vom vergangenen November. Insgesamt ist das Bild uneinheitlich, doch aus diesen Überblicksarbeiten lassen sich einige Tendenzaussagen ableiten.

  NZZ