imageClaudia Wirz stellt in ihrer NZZ-Kolumne fest, dass neuerdings die selbstgewählte Leistungsabstinenz vom Staat mit Unterstützung honoriert wird. Das trifft auch die Altersvorsorge.

In einer zunehmend akademisierten Work-Life-Balance-Gesellschaft wie der unseren hat es damit eine besondere Bewandtnis. Ob eine Familie zu den «Topverdienern» oder doch eher zum subventionsberechtigten «Mittelstand» gehört, ist heute vielfach nicht mehr Schicksal, sondern das Ergebnis einer bewussten Entscheidung. Teilzeitarbeit gilt als fortschrittlich und modern, neustens auch bei den Männern. Bei ihnen ist der Trend hin zur Teilzeitarbeit auch besonders ausgeprägt.

Der Wohlfahrtsstaat zeigt sich wohlwollend gegenüber der selbstgewählten Lohnreduktion und springt mit finanziellen Zuwendungen ein. In einer solchen Gesellschaft wird mit der Progression längst nicht mehr die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, sondern vielmehr die individuelle Leistungsbereitschaft besteuert. Das heisst konkret: Die Tüchtigen werden bestraft, als ob es ein Übel wäre, viel zu arbeiten. (…)

Wer Leistung übermässig bestraft, darf sich nicht wundern, wenn weniger geleistet wird. Denn Menschen reagieren auf Anreize. Ob das zum Wohle der ganzen Gesellschaft gereicht, darf insbesondere mit Blick auf die grossen Probleme bei der Altersvorsorge bezweifelt werden. In diesem Sinne lohnt es sich, über die Bestrafung der Tüchtigen und ihre Folgen nachzudenken.

  Kolumne Wirz