imageKurt Gfeller befasst sich in der Schweiz. Gewerbezeitung mit der Situation der Geschlechter mit Bezug auf die Rentenhöhe in der Sozialversicherung.

Wenn die durchschnittlichen AHV- und BVG-Renten der Frauen tiefer ausfallen als die der Männer, so haben wir es keinesfalls mit einem Systemversagen zu tun. Die Ursache liegt einzig und alleine darin, dass die für die Sozialversicherungen massgebende Lohnsumme der Frauen signifikant tiefer ist als jene der Männer. Das hat nichts mit Lohnungleichheit zu tun – sondern primär damit, dass die Erwerbsquote bei den Frauen tiefer liegt, dass Frauen öfter in Teilzeit beschäftigt sind, dass die Teilzeitpensen der Frauen vielfach geringer sind und dass Frauen häufiger in wertschöpfungsschwächeren Tieflohnbrachen tätig sind.

Insbesondere die AHV ist aber keine reine Versicherung, sondern sie strebt nach dem Willen des Gesetzgebers auch eine Umverteilung an. Und das funktioniert. Versicherte mit tiefen Einkommen erhalten pro einbezahltem Beitragsfranken substanziell höhere Renten als Gutverdienende. Von dieser Umverteilung profitieren insbesondere auch die Frauen. Gemäss Berechnungen des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) bezahlten die Frauen im Jahr 2015 exakt einen Drittel der Beiträge an die AHV. Sie bezogen dafür 56 Prozent der Leistungen. Wenn man schon geschlechtsspezifische Unterschiede herausstreichen will, muss man klar festhalten: Die AHV bevorteilt Frauen, ihr «Return on Investment» ist deutlich höher als jener der Männer.

Auch in der beruflichen Vorsorge wird – obwohl vom System so nicht vorgesehen – stark umverteilt. Aufgrund des viel zu hohen Mindestumwandlungssatzes werden jährlich rund sieben Milliarden Franken von den Aktiven an die Rentner umverteilt. Hauptprofiteure sind Versicherte, die ausschliesslich oder mehrheitlich obligatorisch versichert sind. Und da bei den weiblichen Erwerbstätigen der Anteil überobligatorischer Leistungen tiefer ist als bei den männlichen, kommt es – wie schon bei der AHV – auch in der 2. Säule zu einer signifikanten Umverteilung von Mann zu Frau. (…)

Das ganze Gefasel rund um den «Equal Pension Day» ist damit – genau wie jenes um den Tag des Cheeseburgers – vor allem eines: propagandistischer Hafenkäse.

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