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Im Cash-Interview mit Helvetia-CEO Philipp Gmür äussert dieser seine tiefe Besorgnis über den Zustand unserer Altersvorsorge. Auszüge:

Werden die heute 25-Jährigen im Jahr 2060 noch eine AHV und 2. Säule haben, die zum Leben reicht?
Es braucht dringend Anpassungen. Wir sitzen auf einer finanziellen und gesellschaftspolitischen Zeitbombe. Wir leben einerseits auf Pump, andererseits wird der Gesellschaftsvertrag überstrapaziert. Bei Einführung der AHV 1948 hatten wir im System 6,5 Berufstätige, die einem Rentner gegenüberstanden, vor 10 Jahren waren es 3,5 Berufstätige pro Rentner. Geht es so weiter, werden in 15 Jahren zwei aktiv Versicherte einen Rentner finanzieren müssen.

Wie wollen Sie den System-Kollaps aufhalten?
Wir müssen sofort das Rentenalter von Mann und Frau auf 65 Jahre angleichen, die Beiträge erhöhen und die Leistungen für zukünftige Rentner der gestiegenen Lebenserwartung anpassen. Das geht vor allem über eine Reduktion des Umwandlungssatzes im BVG von 6,8 auf 6 Prozent. Zudem braucht es eine Entpolitisierung der Mindestverzinsung der Pensionskassenguthaben.

Sie warnen zwar, lassen aber die Politiker wursteln. Ihre Branche tut zu wenig.
Wir klären auf und schenken den Leuten reinen Wein ein. Wir sind aber nur Ausführende. Bei der letzten Rentenreform-Abstimmung 2017 fanden wir seitens Helvetia die Lösung mit den 70 Franken zusätzlicher AHV-Rente zwar nicht perfekt, setzten uns aber trotzdem für ein Ja ein. Das Volk schickte die Vorlage bachab. Die Politiker, die uns damals eine bessere Lösung versprachen, sind vor allem im BVG keinen Schritt weiter gekommen. Und im Wahljahr ist das auch nicht zu erwarten.

Erschwerend für unser Vorsorgesystem sind die Negativzinsen …
Die Negativzinsen sind ärgerlich, für die Versicherten und für uns als Versicherer. Helvetia zahlt jährlich einen kleinen einstelligen Millionenbetrag. Die Schwierigkeit ist es, trotz dieses tiefen Zinsumfeldes positive Renditen zu erzielen. Das machen wir verstärkt über Immobilienanlagen und Hypotheken.

Sollte SNB-Präsident Thomas Jordan endlich die Negativzinsen zurückfahren?
Ich sähe lieber höhere Zinsen. Ich hüte mich aber davor, Thomas Jordan Tipps zu geben. Unter dem Strich ist die Schweiz mit ihrer Geldpolitik gut gefahren.

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