imageDer «K-Tipp»-Verleger René Schuhmacher verlangt in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger, dass Renten in der 2. Säule erst gesenkt werden, nachdem die Kapitalpolster reduziert worden sind. Auszug:

Wie viele Unterschriften haben Sie zum Referendum (gegen die AV2020) beigetragen?
Geschätzte zehn Prozent.

Was stört am meisten an der Reform? Sie sagen die Reserven der 2. Säule seien riesig, eine Kürzung der Renten, wie sie die Reform vorschlägt, unnötig. Woher nehmen Sie die Gewissheit?
Bereits 2010, im Vorfeld der Abstimmung, sagte das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), die Pensionskassenrenten seien viel zu hoch. Die Kassen würden deshalb pro Jahr 600 Millionen Franken verlieren, man müsse die Renten dringend um 6 Prozent senken. Wäre das wahr gewesen, hätten die Reserven inzwischen sinken müssen. Doch das Volk lehnte die Reform ab, und das Gegenteil ist eingetreten: Die Reserven der Pensionskassen sind insgesamt stark gestiegen – auf rund 116 Milliarden. Und dennoch sagt der Bundesrat wieder, man müsse die Altersrenten senken. Da ist doch etwas faul.

Um wie viel sind sie gestiegen?
Von den 116 Milliarden im Jahr 2015 entfielen 85,9 Milliarden auf die Pensionskassen und 30,5 Milliarden auf die Versicherungen. Ende 2010 betrugen die Reserven der Pensionskassen noch 47 Milliarden. Die entsprechende Zahl für die Versicherungen ist nicht bekannt, weil sie erst seit 2015 gegenüber der Finma offengelegt werden muss. So wissen wir es nicht genau. Die Reserven bei den Pensionskassen sind jedenfalls stärker gestiegen als das Vermögen, prozentual um 82 Prozent statt 28 Prozent.

Diese Reserven heissen offiziell Schwankungsreserven. Sie sind ein Puffer und nötig, um das Auf und Ab der Wertpapierwerte an der Börse aufzufangen, in die die Pensionskassen investiert sind.
Die Reserven sind ein Vermögen, das weder Rentnern noch erwerbstätigen Versicherten gutgeschrieben ist. Es gehört der Pensionskasse. Wer den Arbeitgeber wechselt, darf seinen Anteil an den Reserven nicht mitnehmen, obwohl die Zinsen seines Altersguthabens dazu beigetragen haben.

Wie hoch sind die versteckten Reserven?
Wir kennen die Zahlen nicht, weil sie ja versteckt sind. Nur ein Beispiel: Wenn Rentnerguthaben im Schnitt mit 3,5 Prozent rentieren, die Kassen jährlich aber mit nur mit 2,5 Prozent rechnen, liegt darin eine versteckte Reserve. In der Summe aller Pensionskassen dürften die versteckten Reserven mehrere Dutzend Milliarden Franken hoch sein. Einen Hinweis geben uns die transparent gemachten Bewertungsreserven der in der 2. Säule tätigen Lebensversicherer: Sie betrugen 2015 18,6 Milliarden Franken.

  TA