Werner Enz berichtet in der NZZ über die Fachtagung der AWP zur Altersvorsorge 2020. Einer der Referenten war Beat Kappeler. Zu seinen Ausführungen schreibt Enz: “Publizist Beat Kappeler stellte an den Anfang seiner Überlegungen die These, der Verfassungsauftrag, im Rentenalter «die Fortführung der gewohnten Lebenshaltung» zu garantieren, sei vollmundig. Er trat ein für einen «ehrlichen Rückbau», denn die Proklamation aus der Hochkonjunktur Anfang der siebziger Jahre habe schon damals als überzogen gewirkt.

Jene Zeiten, als ein jährlicher Lohnzuwachs und ein Zins von je 4% viele von der goldenen Regel schwärmen liess, sind passé. Das verstehen zwar alle, es spiegelt sich aber trotzdem nicht in den Leistungsversprechen des auf drei Säulen ruhenden Vorsorgekonzepts. Kappeler sprach die demografischen Trends wie auch die von hartnäckig niedrigen Zinsen geprägte neue Realität an.

Bezogen auf die Sozialversicherungen warb der Referent an erster Stelle für eine Entschlackung der Gesetzgebung. Das BVG sei so kompliziert geworden, dass es kaum mehr milizfähig sei, und mit der Oberaufsicht durch den Bund sei dem Ganzen noch ein überflüssiges Sahnehäubchen aufgesetzt worden. Neuerdings würden sich nochmals zwei Dutzend Bürokraten über Jahresberichte beugen, die schon von den kantonalen Aufsichtsbehörden durchleuchtet worden seien.

Es hätte alle bass erstaunt, wenn der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Paul Rechsteiner, das auch so sähe. Dem war natürlich nicht so. Die durch Volksabstimmungen – zuletzt das wuchtige Nein des Volks zur Senkung des Mindestumwandlungssatzes vor fünf Jahren – bestärkte Linke stellt die von der Verfassung vorgegebenen Leistungsziele über alles andere. Es gilt gleichsam, ob die Zinsen und Anlagerenditen nun bei 0 oder 10% liegen, dass der Umwandlungssatz wie auch der BVG-Mindestzins «hochpolitisch» seien. Immerhin räumte Rechsteiner ein, dass es neuerdings ein Problem mit den Kapitalmärkten gebe; im Übrigen sei die AHV eine geniale Sache.

  NZZ