Michael Ferber schreibt in der NZZ: “Mit dem «Franken-Schock» vom 15. Januar und als Folge der Negativzinsen sind die Renditen von Frankenobligationen in bisher nicht gekannte Tiefen gesunken. Bis in den Bereich mit längeren Laufzeiten hinein bringen Schweizer Staatsobligationen den Investoren nicht nur keinen Ertrag mehr – die Anleger bezahlen sogar dafür, dass sie der Eidgenossenschaft ihr Geld leihen «dürfen».

Diese Entwicklung tönt nicht nur verrückt, sie setzt auch die Pensionskassen, bei denen viele Bürger den grössten Teil ihrer Vermögen liegen haben, unter Druck. Einerseits dürften die Banken die Negativzinsen zunehmend auf die Vorsorgeeinrichtungen überwälzen. Zudem legen die Pensionskassen rund zwei Fünftel ihrer Gelder in Obligationen und in Liquidität an. Auf Sicht von mehreren Jahren drohen hier Renditen von im Durchschnitt rund null Prozent.

Es gilt hier aber die reale Verzinsung der Anlagen im Auge zu behalten. Würde die Deflation in der Schweiz in diesem Jahr, wie von manchen Wirtschaftsinstituten prognostiziert, 1,5 Prozent betragen, dann liesse sich mit den Obligationen wohl erneut eine positive Rendite erzielen. Trotzdem dürfte es für die Pensionskassen in der näheren Zukunft sehr schwierig werden, die für die Deckung ihrer Verpflichtungen nötigen Renditen zu erzielen. (…)

Ausserdem wird durch die Entwicklung ein für den Vermögensaufbau sehr wichtiger Faktor, der Zinseszinseffekt, weitgehend ausgeschaltet. Dadurch entsteht gerade langfristig orientierten Anlegern grosser Schaden, denn der Effekt kommt besonders bei langen Sparphasen stark zum Tragen. Der Zinseszinseffekt sorgt dafür, dass Zuwächse aus Zinserträgen mit jeder neuen Zinsperiode immer grösser werden. Gerade Bürgern, die bereits in jungen Jahren mit dem Sparen beginnen, half er so in der Vergangenheit wesentlich bei der Vermögensbildung. Durch die extrem niedrigen oder neuerdings sogar negativen Zinsen profitieren Anleger und Sparer immer weniger von dieser Magie des Zinseszinseffekts.

  NZZ