finews hat ein Interview mit Rolf Banz, VR von Pictet und früher in diversen Positionen in der Finanzbranche tätig, geführt, in welchem u.a. auch die Situation der Pensionskassen zur Sprache kam. Auszüge:

Sie warnen, dass sich viele Pensionskassen-Manager auf Grund von Markowitz und der damit verbundenen Präzision einer Illusion hingeben. Können Sie das etwas genauer ausführen?
Ein Pensionskassen-Manager kann auf Grund seiner Beitragszahler relativ gute Annahmen auf der Passivseite treffen. Er weiss genau, wann beispielsweise ein 35-jähriger Arbeitnehmer pensioniert wird. Auf der Aktivseite hingegen hat man einen Zeithorizont von fünf bis sieben Jahren. Und dabei geben sich viele Pensionskassen-Manager einer Präzision hin, die absolut irreführend ist.

Was soll daran falsch sein?
Eine Asset-Allocation vorzuschlagen, die beispielsweise vorsieht, exakt 42 Prozent Obligationen zu halten, ist unsinnig, weil es absolut unmöglich ist, über einen Zeitraum von fünf Jahren so etwas vorauszusagen. Mit einer solchen Annahme kann man richtig oder auch völlig daneben liegen. Mit dieser Pseudo-Präzision will man erreichen, dass der typische Miliz-Stiftungsrat einer Vorsorgeinstitution nachts gut schläft, weil er sich so auf der sicheren Seite wähnt. Aber selbst präzise Angaben sind nur Annahmen, die falsch sein können.

Am Ende des Tages kommt es doch auf die richtige Diversifikation an oder etwa nicht?
Grundsätzlich schon. Doch im Vergleich zum Ausland haben wir in der Schweiz sehr viele kleine Kassen – die Publica, also die Pensionskasse des Bundes, die dank ihrer Grösse anlagemässig sehr stark diversifizieren kann, ist da eher eine Ausnahme. Für kleinere Institutionen stellt sich schnell einmal die Frage der Mindestanlage.Und da muss ich diesen Kassen dann halt auch Recht geben, dass sie nicht in Sachen investieren, die «exotisch» sind, sprich, die sie nicht verstehen. Aber letztlich ist es schon so, dass kleinere Kassen gegenüber grossen benachteiligt sind, sowohl in Bezug auf die Anlagemöglichkeiten als auch kostenseitig. Insofern relativiert sich der Aspekt der Diversifikation schon.

Angesichts des wohl noch längere Zeit anhaltenden Zinsumfelds dürfte sich diese Problematik noch akzentuieren. Was empfehlen Sie in dieser Situation?
Wir werden umdenken müssen und gezwungen werden, Heilige Kühe zu schlachten. Ich selber bin heute in einem Alter, in dem ich von den Jungen profitieren kann, die sozusagen für mich arbeiten. Doch langfristig und sofern dieses Tiefzinsumfeld anhält, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Heilige Kuh wohlerworbener Rechte für die Rentner von morgen auf immer und ewig Bestand haben wird.

Wieso nicht?
Sobald die Leistungsziele dereinst nicht mehr erreicht werden können, wird man bei der Sanierung einer Pensionskasse nicht umhin kommen, auch die Rentner einzubinden. Die Frage wird dann sein, wie schafft man das, ohne dabei einen allzu grossen Kollateralschaden anzurichten.

  Interview Banz