SNAGHTMLb3c9cb8

Swisscanto hat ihre jährlich erscheinende Pensionskassen-Studie mit Daten, Analysen, Fachbeiträgen und Kommentaren zur aktuellen Situation der beruflichen Vorsorge der Schweiz publiziert. Neben einer Fülle an Informationen zu Anlagen, Leistungen und Versicherungstechnik der Kassen dürften die Beiträge prominenter Exponenten der Vorsorge mit pointierten Aussagen zur Vorsorge-Politik auf Interesse stossen.

Die in der Studie vermittelten Daten beruhen auf der Umfrage der Swisscanto, welche diese jeweils im Frühjahr durchführt und an welcher 370 Vorsorgeeinrichtungen mit einem Vorsorgevermögen von 506 Mrd. Franken teilgenommen haben. Zum Ausdruck kommt, dass die Pensionskassen nach dem dritten Jahr mit einer erfreulichen Performance ihre Finanzierungssituation deutlich verbessern konnten, ihre im privaten Sektor guten Deckungsgrade aber nur dank massiver Anstrengungen in den vergangenen Jahren zu erreichen vermochten. Aufgrund der weiterhin steigenden Lebenserwartung und der anhaltend tiefen Kapitalmarktzinsen waren vielfach einschneidende Sanierungsmassnahmen, Beitragserhöhungen sowie häufig auch Leistungskürzungen zur Stabilisierung notwendig.

Zu den Herausforderungen durch Demographie und Kapitalmarkt kommen für die Pensionskassen die hausgemachten politischen Probleme. Christoph Ryter, Präsident des Pensionskassenverbands ASIP, sowie Gérard Fischer, CEO der Swisscanto, äussern ihre Bedenken zur fortschreitenden Flut an Vorschriften sowie der sie begleitenden Verpolitisierung der 2. Säule. Ryter spricht in diesem Zusammenhang von einem „gefährdeten Zukunftsmodell“, Fischer warnt vor einem Stillstand, der zu einem Rückschritt werden könnte.

Josef Bachmann, Geschäftsführer der Pensionskasse PwC, formuliert die selben Vorbehalte gegenüber der Entwicklung der letzten Jahre und erachtet gleichfalls die verspätete und trotzdem heftig bekämpfte Senkung des Umwandlungssatzes als eigentliche Gefährdung für die Pensionskassen. Als Möglichkeit, die Stabilität der Vorsorgeeinrichtungen zu verbessern, schlägt er die Einführung variabler Renten vor, wie sie die PwC-Kasse bereits kennt, beispielsweise bei den SBB aber verworfen wurden – aus politischen Überlegungen.

Der politisch statt vesicherungstechnisch determinierte Umwandlungssatz stellt insbesondere für BVG-Minimalkassen ein grosses Problem dar, weil sie anders als die grossen, umhüllenden Kassen ihren Umwandlungssatz nicht mittels Anrechnungsprinzip unter das gesetzliche Mindesterfordernis senken können. An der Swisscanto-Umfrage haben auch dieses Jahr wieder zahlreiche solcher BVG-Kassen teilgenommen. Auf der Basis der entsprechenden Angaben haben Stephan Wyss und Heinrich Flückiger (Swisscanto Vorsorge AG) ihre aktuelle Situation analysiert und errechnet, welche Konsequenzen sich aus dem versicherungstechnisch viel zu hohen Umwandlungssatz ergeben. Ihre Schlussfolgerung: selbst die in der Altersvorsorge 2020 anvisierte Senkung des Satzes auf 6 Prozent reicht nicht aus für eine nachhaltige Entspannung ihrer finanziellen Lage.

Als wichtiger neuer Akteur im Bereich 2. Säule hat sich seit 2012 die Oberaufsichtskommission etabliert. Auch sie sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, zur Regulierungsflut beizutragen und überdiese mit ihren Bemühungen in Richtung einer präventiven Aufsicht von bewährten Prinzipien abzuweichen. Thomas Hohl, früherer Geschäftsführer der Pensionskasse Migros und Mitglied der Kommission, äussert sich in einem Interview zu den Kritiken und stellt die Arbeitsweise der OAK und ihre Ziele dar.

Ausserhalb der politischen Diskussion und deshalb von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet hat sich in den vergangenen Jahren ein bedeutsamer Wechsel bei den verwendeten technischen Grundlagen angebahnt. Es handelt sich um den Übergang von den klassischen Perioden- zu den Generationentafeln. Christoph Furrer, Pensionsversicherungs-Experte (Deprez Experten) und Verfasser der technischen Grundlagen VZ 1990 bis 2010, beschreibt die Systemunterschiede und die Vorteile und Folgen eines Wechsels. Die zentrale Differenz besteht in der Berücksichtigung der laufenden Erhöhung der Lebenserwartung. Die biometrischen Daten stammen aus der Vergangenheit, zu berechnen sind aber die Leistungen der Zukunft. Bei der Verwendung von Periodentafeln werden dafür auf der Basis einfacher Faustregeln zusätzliche Rückstellungen gebildet, Generationentafeln bauen die erwartete Entwicklung direkt in die Tafeln ein.

Dauernde und grosse Aufmerksamkeit beansprucht die Entwicklung der Kapitalmärkte. Die aktuelle Situation ist geprägt durch die Tiefzinspolitik der grossen Zentralbanken. Diese dürfte zwar noch geraume Zeit andauern, doch ist früher oder später mit einer Normalisierung zu rechnen. Thomas Liebi, Chefökonom der Swisscanto, sieht als Folge dieses Politikwechsels verstärkte Kursschwankungen und Rückschläge an der Börse und allgemein eher unterdurchschnittliche Renditen.

Der Studienband mit zahlreichen Tabellen und Grafiken ist in Deutsch und Französisch erhältlich und kann als PDF-Datei auf www.swisscanto-pk-studie.ch heruntergeladen werden oder als gedruckte Publikation unentgeltlich bezogen werden.

  Swisscanto PK-Studie