Andreas Valda hat im Tages-Anzeiger den Vorwurf des Gewerkschaftsbundes aufgenommen, die PK-Experten würden mit ihrer Forderung nach Senkung des technischen Zinses auf 3% zu Totengräbern der 2. Säule. Wie an dieser Stelle bereits ausgeführt, sind die 3% nicht weit entfernt vom Durchschnitt der von den Kassen heute verwendeten Zinssätze. Wie viele Pensionskassen davon betroffen sein könnten, ist laut Darstellung von Valda offen. Der Jahresbericht der Oberaufsichtskommission der beruflichen Vorsorge (OAK) für das Jahr 2012 zeigt, dass 580 Pensionskassen mit einem Zins von 3,5 Prozent oder mehr betroffen wären. Weitere rund 540 Kassen verwendeten Zinsen zwischen 3 und 3,5 Prozent. Sie verwalten zusammen ein Vermögen von rund 400 Milliarden Franken. Stephan Wyss, Präsident der Kammer der PK-Experten, rechnet deshalb grob mit 100 Milliarden Franken Rentenguthaben, das nach einer Senkung des technischen Zinses aufgestockt werden müsste. Stimmt diese Annahme, so müssten rund «5 Milliarden Franken» verschoben werden. Das wäre ein Siebtel aller Reserven, die die OAK im Jahresbericht 2012 ausweist.

Den Vorwurf von Doris Bianchi (SGB) kontert Wyss im Tages-Anzeiger mit der Bemerkung, es sei der SGB, der Totengräberei betreibe mit Forderungen nach zu hohen technischen Zinsen. Je länger das tiefe Zinsniveau am Kapitalmarkt anhalte, desto schwieriger die Ertragslage. «Wenn Pensionskassen mit zu hohen technischen Zinsen operieren, geben sie vor, gesünder dazustehen, als sie es wirklich sind.» So fahren sie eine zu riskante Anlagestrategie, die beim nächsten Crash grosse Löcher reissen könnte.

Laut Insidern hat der Streit inzwischen die Oberaufsichtskommission alarmiert. Sie überprüft zurzeit alle sechs Fachrichtlinien der Kammer. «Dies gilt auch für die Fachrichtlinie zum technischen Zins», sagt Vizepräsidentin Vera Kupper Staub auf Anfrage. Die Oberaufsicht wolle sich im kommenden Jahr dazu äussern.

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