In einem Beitrag in der NZZ am Sonntag lässt sich Beat Kappeler über die Staatsabhängigkeit unserer Parlamentarier aus. Rund die Hälfte bezieht nach seiner Einschätzung ihre Einkommen direkt oder indirekt vom Staat. Das hat Einfluss auf die Entscheide. Die theoretische Unterfütterung dieser Vermutung bezieht Kappeler von der «ökonomischen Theorie der Politik», derzufolge die (materiellen) Interessen der Politiker entscheidender sind als die Parteiprogramme. Auf dieser Basis lässt sich auch das aktuelle Verhalten der Berner Politiker begründen. Kappeler schreibt:

«Man darf diese Abhängigkeit vom Berner Mandat als Grund für die eigenartige Untätigkeit der Parlamentarier vor den diesjährigen Wahlen nehmen – sie setzen ihren Brotkorb nicht aufs Spiel. So wurde alles verschoben, die Sanierung der IV, der AHV, der Arbeitslosenversicherung, der Pensionskassen durch den Umwandlungssatz, die Aufhebung des Vertragszwangs der Krankenkassen.

Das verlorene Jahr kostet gegenüber einer Sanierung dieser Sozialeinrichtungen wohl vier, sechs oder acht Milliarden Franken, je nach den getroffenen Annahmen. Mit dieser Überschlagsrechnung ist wohl am klarsten dargelegt, dass die Bundespolitiker tatsächlich mehr für ihr kleines Ämtchen als für die grossen Staats- und Sozialziele leben.»