Francesca Prader zeigt in der NZZ auf, was die Risiken und Nebenwirkungen des – vielleicht – gut gemeinten Wohnschtutzes sind, wie ihn Basel und Genf praktizieren.
Mit neuem Elan propagiert die Linke etwa ihre Wohnschutzinitiative, die bald im Zürcher Kantonsrat debattiert wird. Einen solchen Schutzartikel hat Basel 2022 eingeführt. Seither müssen Veränderungen an einem Wohnhaus von einem Komitee geprüft werden. Dieses entscheidet dann auch, wie stark die Investition auf die Mieter abgewälzt werden darf.
Die Bilanz ist schlecht. Die Basler Regierung will nachbessern und den verordneten Mietzinsdeckel nach oben anpassen.
Denn gewiss hilft Wohnschutz, Leerkündigungen zu verhindern. Doch ebenso sinkt die Bereitschaft von Eigentümern, bestehende Siedlungen zu verdichten oder energetische Sanierungen vorzunehmen, wenn sie auf den Kosten sitzenbleiben.
Verschiedene grosse Immobilienfirmen haben ihre Investitionen in Basel seither auf Eis gelegt. Das ist schlecht für das Klima, ebenso für all die Menschen, die auf der Suche nach einer Wohnung sind und nun noch viel weniger Chancen haben, eine zu finden. (…)
Nur bei Neuvermietungen können Vermieter die Preise erhöhen. Die Diskrepanz zwischen Angebots- und Bestandesmieten wird in der Folge immer grösser. Das zeigt sich in Genf, der Schweizer Wohnschutz-Pionierin. In keiner Schweizer Stadt ist der Unterschied höher. 2023 lag er bei einer durchschnittlichen Dreizimmerwohnung bei 754 Franken. Unter diesen Umständen lohnt sich kein Umzug.
Neuer Wohnraum entsteht – wenn überhaupt – zu wenig. Seit Basel den Wohnschutz eingeführt hat, ist die Zahl der zusätzlich entstandenen Wohnungen von rund 1200 auf 450 pro Jahr gesunken. (…)
Es sind bei weitem nicht nur Genossenschaften und städtische Wohnbauträger, die ihre Mieterschaft im Falle einer Leerkündigung bei der Wohnungssuche unterstützen. Hinzu kommt, dass eine Immobilienfirma mit einem umfangreichen und vielseitigen Portfolio gute Chancen bietet, in einer ähnlichen Umgebung und Preisklasse fündig zu werden. Besitzt eine Vermieterin aber nur wenige Liegenschaften, kann sie kaum Hand bieten.
Dass es den Linken so gut gelingt, das Narrativ der bösen, geldgierigen Immobilienbesitzer weiterzuspinnen, liegt aber auch daran, dass die grossen Unternehmen es nach wie vor versäumen, aktiv gegenzusteuern.
Getreu dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber. Das tat etwa die UBS-Pensionskasse bei einem etappierten Verdichtungsprojekt in Zürich Altstetten. Vier Jahre vor den ersten Kündigungen informierte sie Mieter und Medien über Zeitplan und Anschlusslösungen.
Davon braucht es mehr – insbesondere in Zeiten, in denen die Wohnpolitik nicht von pragmatischen Stimmen dominiert ist, sondern von lauten.
NZZ