In der NZZ am Sonntag hat Albert Steck die Steuerbelastung der Rentner in den Gemeinden untersucht und die viel genannten fiskalischen Vorteile des Kapitalbezugs unter die Lupe genommen.
Der Bundesrat plant eine höhere Besteuerung von Kapitalbezügen aus der Pensionskasse, was zu heftigen Reaktionen in der Bevölkerung führt. Bereits jetzt zahlen viele Rentner in der Schweiz hohe Steuern, insbesondere in Bern und der Westschweiz.
Ein Rentnerpaar mit einem Einkommen von 100’000 Franken entrichtet jährlich bis zu 17’000 Franken an den Fiskus. Die Steuerlast ist unter anderem deshalb so hoch, weil mit dem Ruhestand viele Steuerabzüge entfallen, während Krankenkassenprämien und Lebenshaltungskosten steigen.
Zudem gibt es enorme kantonale Unterschiede: Während einige Gemeinden moderate Steuersätze haben, werden Rentner in anderen Regionen erheblich belastet. Die geplante Steuererhöhung auf Kapitalbezüge soll ein vermeintliches «Steuerschlupfloch» schliessen, doch Experten widersprechen. Kapitalbezüge lohnen sich oft erst im hohen Alter, und viele Rentner wählen diese Option nicht primär aus steuerlichen Gründen, sondern um finanziell flexibler zu sein oder ihre Hypothek zu tilgen. Steck schreibt u.a.:
Um die Empörungswelle zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Steuerlast der Rentnerinnen und Rentner. Diese ist in weiten Teilen der Schweiz sehr hoch – und zwar bereits für den unteren Mittelstand. Nehmen wir ein Rentnerpaar mit einem Einkommen von 70’000 Franken. In Bern bezahlt dieses eine Einkommenssteuer von 8300 Franken. Weder die Vermögens- noch die Kirchensteuer sind in dieser Summe berücksichtigt.
Die Belastung steigt dann weiter steil an. Bei einem Einkommen von 100’000 Franken muss das Berner Rentnerpaar schon 15 100 Franken an den Fiskus abliefern, und bei 125’000 Franken sind es gar 21’900 Franken. Das summiert sich bei einem Ruhestand von 20 Jahren rasch auf über 400’000 Franken, die für den Staat weggehen. (…)
Doch weshalb kommen Rentner nicht günstiger weg beim Fiskus, obwohl sie doch viel weniger verdienen als zuvor im Berufsleben? Der Grund liegt im Schweizer Steuersystem, welches stark auf Abzüge ausgerichtet ist. Und diese wiederum hängen direkt von der Erwerbstätigkeit ab. Dazu gehören etwa der Zweitverdienerabzug, die Berufsauslagen oder die Einzahlungen in die Säule 3a.
Die meisten Kantone haben diese Abzüge in den letzten Jahren ausgebaut und erweitert, beispielsweise für die Fremdbetreuung der Kinder. Dies hat zur Folge, dass namentlich Familien steuerlich entlastet wurden, während die Pensionierten vielerorts mehr an den Fiskus abliefern müssen.
Ein kostspieliges Ärgernis für zahlreiche Rentner ist zudem der Eigenmietwert von Wohneigentum: Die Banken verlangen von älteren Personen, dass sie ihre Hypothek abzahlen. Damit allerdings schrumpfen auch die Steuerabzüge.
NZZ