Mia Mendez, Geschäftsführerin der PwC-Pensionskassen, gibt in einem Interview mit Finanz und Wirtschaft ihre Einschätzung der BVG-Reform. Auszüge:
Frau Mendez, sind die Reformvorschläge aus Ihrer Sicht ein grosser Wurf?
Nein, sicher nicht. Die meisten Pensionskassen haben die angestrebten Änderungen längst schon umgesetzt. Insofern wären sie ein Nachvollzug von Tatsachen. Nur etwa 15% der Versicherten sind lediglich im BVG-Minimum versichert. Auch beim Koordinationsabzug haben sehr viele Pensionskassen bereits Anpassungen zugunsten der Versicherten gemacht. Mit der Vorlage würden sicher nicht alle Teilzeiterwerbstätigen vor niedrigeren Renten gerettet.
Die angestrebte Senkung der Eintrittsschwelle ist also eher Augenwischerei?
Man muss auch bedenken: Nicht jeder möchte in die berufliche Vorsorge aufgenommen werden und dann Lohnabzüge hinnehmen. Dann wird eben in Absprache mit dem Arbeitgeber das Arbeitspensum gesenkt, um das Minimum nicht zu erreichen. Unter dem Strich kann das aus Sicht des Arbeitnehmers finanziell lohnender sein. Ob die Schwelle bei 22 050 oder bei 19 845 Fr. liegt, ist dann wirklich kein gewaltiger Unterschied.
Dann sind viele Teilzeitarbeiter gar nicht darauf aus, ins BVG aufgenommen zu werden?
In dieser Hinsicht muss ich den Linken zustimmen: Für Niedriglohnbezieher hat die erste Säule, die AHV, das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis. Als 25-Jähriger noch vierzig Jahre lang einzuzahlen für eine Minirente bei der Pensionierung, das macht nicht wirklich viel Sinn.
Bei welcher der fünf Stellschrauben könnte man mehr Mut beweisen?
Mit den übertriebenen Kompensationszahlungen für ältere Arbeitnehmer würde die Umverteilung, die in der zweiten Säule nicht stattfinden darf, zementiert und quasi genehmigt. Anhand des Beispiels der Migros-Pensionskasse lässt sich das veranschaulichen. Stand heute hätten von den rund 50 000 Versicherten nur 23 eine Renteneinbusse wegen des tieferen Umwandlungssatzes. Doch bis zu 8000 Versicherte könnten von einem Rentenzuschlag profitieren. Das ist völlig unverhältnismässig. Hier dürfte man weniger grosszügig sein.
Im Abstimmungskampf ist jetzt immer zu hören, die Pensionskassen zahlten den Banken zu hohe Gebühren. Fühlen Sie sich von der Finanzindustrie abgezockt?
Nein, keineswegs. Die Kosten bei unserer Pensionskasse sind mit denjenigen der AHV vergleichbar. Sie liegen unter zwanzig Basispunkten, also 0,2%. Allerdings legen wir auch nicht in alternative Anlagen an, und vieles wird passiv investiert. Pensionskassen, die ein sehr komplexes Anlageportfolio haben, zahlen dafür mehr. Das ist normal. Schliesslich ist die Nettorendite entscheidend. Es ist immer das Bestreben da, die Kostenstruktur zu optimieren, auch bei den Pensionskassen in der Schweiz.
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