Es besteht heutzutage ein grosser Anpassungswille an den Zeitgeist. Und der ist grün und divers und nachhaltig. So scheinen neuerdings selbst die Pensionskassen in einem heftigen Wettstreit zu stehen, wer denn die grünste im ganzen Lande sei. Und wie bei Schneewittchen antwortet der Spiegel: «Liebe Pensionskasse, hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen ist eine PK, die ist noch viel grüner als ihr». Und das lässt natürlich keine Ruhe.

Also wird der notorische CO2-Fussabdruck der Anlagen gemessen und mittels Impact-Investments und dergleichen mit viel Ehrgeiz darauf geachtet, ihn tief zu halten und überhaupt alles aus dem Portefeuille zu verbannen, was der heiligen Greta missfallen könnte. Wer immer mit Oel, Benzin und Diesel sein Geschäft macht, wird aus dem Kreis der Guten und Ehrbaren verbannt und kommt nicht in die Tüte. Mit diesen Schmuddelkindern will man nichts zu tun haben. Allerdings verschwinden sie deshalb nicht einfach von der Bildfläche, sondern machen unverdrossen weiter. Sie behaupten jetzt einfach, sie seien ab sofort auch grün. Und weil wir auf absehbare Zeit auf sie angewiesen sind, bleiben sie uns sowieso erhalten. Bloss abseits der grünen Portefeuilles.

Doch weil schon lange niemand mehr wagt, an der Notwendigkeit für einen nachhaltigen Lebensstil zu zweifeln, werden plötzlich auch die Banken grün, die Versicherungen sowieso und überhaupt alles, was sich in der Öffentlichkeit tummelt. Die Politik ist mittlerweile so grün im Gesicht, dass man befürchten muss, es sei ihr schlecht geworden.

Wenn wir trotzdem guten Mutes sind, dann aus dem einfachen Grund, weil wir Menschen, je religiöser wir uns geben, stets auch umso schneller den Versuchungen erliegen. Immer nur brav zu sein, schaffen wir schwachen Menschenskinder nicht.

Es ist absehbar, sobald Easy-Jet und Co. wieder Vollgas geben, sind auch die Nachhaltigkeitsapostel und Tugendwächter wieder an Bord, samt allen anderen Reiselustigen. Allenfalls mit einem staatlich verordneten Zuschlag zur Besänftigung des schlechten Gewissens resp. zur Rettung des Planeten. Wir wünschen guten Flug.

Peter Wirth, E-Mail