Hansueli Schöchli berichtet in der NZZ über ein weiteres BVG-Reformmodell , das von einer Allianz von Arbeitnehmer- und Berufsverbänden entwickelt wurde. Es richtet sich vor allem gegen den umstrittenen Rentenzuschlag im sog. Sozialpartnerkompromiss.

Der Begriff «Sozialpartner-Kompromiss» entpuppte sich rasch als Lebenslüge. Der Gewerbeverband vertrat eine weniger teure Lösung, und beim Arbeitgeberverband gingen gewichtige Branchenverbände öffentlich in Opposition. Nun spricht sich auch eine Gruppe von fünf Arbeitnehmer- und Berufsverbänden – darunter der Kaufmännische Verband, Angestellte Schweiz und Verkauf Schweiz – in einem Positionspapier gegen die zwei neuralgischen Punkte des Vorschlags aus: die pauschalen Rentenzuschläge und die Finanzierung durch zusätzliche Lohnabzüge nach AHV-Muster.

Die besagte Allianz unterstützt ein Modell, das deutlich günstiger ist und die systemfremde Umverteilung nicht zum Programm erklärt. Kompensationen für die Übergangsgeneration wären durch die Pensionskassen selber zu finanzieren. Mit diesem Vorschlag liegt die Allianz nahe beim Modell einer Gruppe von Branchenverbänden.

Damit mag sich – ohne Gewerkschaften – eine Art alternativer Kompromiss von Sozialpartnern anbahnen. Die Gewerkschafts-Dachorganisationen haben weit mehr Mitglieder als die gemässigten Angestelltenverbände, doch über 80% aller Arbeitnehmer sind weder durch die eine noch durch die andere Gruppierung repräsentiert. Wer eher für die schweigende Mehrheit der Arbeitnehmer spricht, zeigt sich wohl erst an der Urne.